Seit fast 18 Jahren ist Thomas Dorsch Bürgermeister von Hohenpeißenberg. Wie der 54-Jährige im Interview erläutert, hat er sich entschieden, sich erneut als Bürgermeisterkandidat aufstellen zu lassen.
Sie haben sich entschieden, sich erneut als Bürgermeisterkandidat zur Wahl zu stellen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Es war diesmal nicht so, dass es von vorneherein klar war, dass ich noch einmal kandidieren werde. Ich habe schon darüber nachgedacht, ob ich nochmal antreten soll. Wenn im nächsten Frühjahr Kommunalwahl ist, werde ich 18 Jahre lang Bürgermeister von Hohenpeißenberg gewesen sein. Das ist schon eine Hausnummer. Schließlich habe ich mich dazu entschieden, mich nochmal zur Wahl zu stellen. Es haben viele Punkte dafür gesprochen.
Welche Gründe gab es für Sie?
Der Hauptgrund für mich ist, dass Hohenpeißenberg meine Heimat ist. Und dass ich hier lebe. Wir haben in den vergangenen Jahren viele Aufgaben gemeistert, viele Projekte umgesetzt. Aber es steht noch so vieles an. Wenn ich jetzt gesagt hätte, ich kandidiere nicht mehr, dann wäre mir das ein bisserl so vorgekommen, als ob ich mich meiner Verantwortung entziehe. Abgesehen davon ist es eine schöne Aufgabe, hier Bürgermeister zu sein, die allermeistens Freude macht. Es war und ist mein Wunsch, in dem Ort, in dem ich lebe, etwas zu gestalten. Weil ich für die anderen Hohenpeißenberger und für mich die Lebensqualität hier verbessern möchte.
Was ist das Schöne an Ihrer Arbeit?
Wir haben wirklich gute Leute in unserer Gemeinde. Die Verwaltung, der Bauhof, die Ehrenamtlichen – alle tragen dazu bei, dass es in Hohenpeißenberg läuft. Dass ich im Rathaus mit solch einem superguten Team zusammenarbeiten kann, empfinde ich als Geschenk. Und das Miteinander im Gemeinderat ist ebenfalls gut. Auch das weiß ich zu schätzen. Bei all den Schwierigkeiten, die es zu meistern gibt, diskutieren wir konstruktiv und gehen respektvoll miteinander um. Es ist einfach eine tolle Zusammenarbeit.
Wieso ist diese wichtig?
Meiner Meinung nach ist das die Grundlage dafür, dass wir im Ort etwas gestalten können. Natürlich wäre es einfacher, große Projekte, wie zum Beispiel die Sanierung der Ortsdurchfahrt und den Bau des Radweges nicht anzugehen. Das wäre sowohl für die Verwaltung, als auch für den Gemeinderat als auch für mich als Bürgermeister viel bequemer, würde aber den Ort massiv schädigen. Wir wissen von Haus aus, dass wir uns mit der Umsetzung solcher Projekte nicht nur Freunde machen, packen sie aber trotzdem an. Das ist eine tolle Sache und funktioniert nur gemeinsam.
Welche Herausforderungen begleitet Sie schon Ihre ganze Amtszeit über?
Da fällt mir vor allem der Bürokratieabbau ein, der seit Beginn meiner Amtszeit versprochen wird. Tatsächlich ist in dieser Zeit alles viel bürokratischer geworden. Die Vorschriften sind noch komplexer geworden, als sie es ohnehin schon waren.
Wie kann man als Bürgermeister damit umgehen?
Zum Amt als Bürgermeister gehört meiner Erfahrung nach ein gewisser Pragmatismus, das Bemühen, für Probleme Lösungen zu finden – im Rahmen der Gesetze. Ich gehe davon aus, dass wir dazu da sind, Sachen zu ermöglichen und nicht zu verbieten. Das kollidiert natürlich mit einem starken Rechtssicherheitsbedürfnis. Wenn du am Ende der Entscheidungskette stehst, musst du immer wieder den Kopf hinhalten, weil die Entscheidung, die getroffen wurde, vernünftig ist. Aber du begibst dich damit auf dünnes Eis. Anders könnte ich mein Amt aber nicht ausführen.
Was hat sich nach Ihrer Beobachtung in den vergangenen 18 Jahren in der Gesellschaft verändert?
Ich finde, die Gesellschaft hat sich vom gemeinschaftlichen Denken mehr in Richtung eines egoistischen Denkens und Handelns bewegt. Einige engagieren sich nur noch, wenn sie einen direkten Nutzen für sich sehen. Als Bürgermeister bist du aber in erster Linie für das Gemeinwohl zuständig, nicht unbedingt für das Wohl es Einzelnen. Es hört sich zwar ein wenig pathetisch an, aber mein Ansatz ist, der Gemeinschaft zu dienen und der kollidiert mit den immer stärker werdenden egoistischen Tendenzen.
Ist diese Entwicklung auch in Hohenpeißenberg spürbar?
Meiner Beobachtung nach teilt und pflegt die überwiegende Mehrzahl der Hohenpeißenberger die Werte, die es in einer guten Gemeinschaft braucht. Das große ehrenamtliche Engagement prägt diesen Ort. Das ist auch einer der Gründe, warum ich mich hier nach und nach getraut habe, mehr Verantwortung zu übernehmen: Weil es so viele Leute gibt, die einen begleiten und unterstützen. Auch deswegen würde ich mich freuen, für weitere sechs Jahre Bürgermeister in Hohenpeißenberg zu sein. Aber zunächst muss ich nominiert und dann auch noch gewählt werden.