Bis März prüft die Stadt, ob der Automatenladen in der Altstadt mit Problemen wie Lärm und Müll besser umgehen kann.
Um seinem Motto „lieber miteinander, als übereinander reden“ treu zu bleiben, begrüßte Bürgermeister Falks Sluyterman zur jüngsten Sitzung des Bauausschusses die beiden Betreiber des Schongauer Automatenladens. Die Situation rund um die Räume in der Lechtorstraße hatte zu Unmut in der Bevölkerung geführt, weil sich nicht alle Besucher zu benehmen wissen und zum einen ihren Müll hinterlassen, zum anderen die Ruhe der Anwohner stören (wir berichteten).
Die jüngste Überlegung der Stadt, alles über eine zeitliche Einschränkung zu befrieden, kam wiederum bei Thomas Kendlinger und seinem Geschäftspartner Matthias Steinmeier vom Unternehmen „Vadeli“ nicht gut an. „Wollen wir nicht doch einen Automatenladen als gar keinen Laden, sprich Leerstand“, gab Sluyterman die Richtung für die Diskussion vor, nicht ohne dazuzufügen: „Aber wir müssen einen Modus finden für die Nachbarschaft, damit es zu keinen Beeinträchtigungen kommt.“
„Eigentlich waren wir ganz glücklich mit der Situation“, führte Kendlinger aus. Schongau sei ihnen positiv aufgefallen, ergänzte Steinmeier, auch die Vermieterin unterstütze das Projekt. „Wir wollten einen Automatenladen, der ein breites Publikum hat.“
Im Gegensatz zum Standort in Füssen am Klinikum, habe sich das hier aber leider nicht umsetzen lassen. Man spreche überwiegend junges Publikum an, dass der Eingangsbereich so spät fertiggeworden sei, habe sein übriges dazugetan. „Wir sehen die Problematik und wollen Abhilfe schaffen, es gibt Themen, die müssen wir noch angehen“, betonte Steinmeier.
Wie Kendlinger bereits im SN-Gespräch betont hatte, funktioniere dies aber nicht über eine Zeiteinschränkung. Wie berichtet, müsste der Betreiber auf Antrag der Stadt nach dem Ladenschlussgesetz an Sonn- und Feiertagen die Öffnung auf jeweils acht Stunden reduzieren. „Unsere Läden sind aufgebaut auf einem 24/7-Konzept, eine Reduzierung wäre dramatisch für uns, wenn nicht gar der Todesstoß“, erläuterte Kendlinger. Gerade an den Wochenenden sei am meisten los. Man lebe davon, dann offen zu haben, wenn andere Läden geschlossen seien.
Nach neuem Konzept suchen
„Das Thema Lärm fällt uns auf die Füße“, gab Steinmeier zu. Es gebe in Schongau einfach keinen Hotspot für junge Menschen. Man habe schon Gespräche geführt, und aus Sicht der Betreiber habe sich auch bereits einiges verbessert. Notfalls könne man auch Kontakt aufnehmen über die im Laden installierte Videoüberwachung.
Was den Müll anbelangt, sei es ungerecht, wenn man nur ihnen die ganze Schuld zuschiebe. Man verkaufe beispielsweise gar keine Zigaretten, dennoch lägen im Umkreis viele Kippen. Und er machte klar, dass man viel Geld in die Hand genommen habe – rund 200 000 Euro.
Der Start sei auf beiden Seiten holprig gewesen, so Stadträtin Ilona Böse (SPD). Ein Automatenladen sei ein Weg in die Zukunft, „den wir alle nicht gerne gehen wollen, dem wir uns aber auch nicht verschließen können“. Sie wollte wissen, wie die Betreiber das Angebot auf ein Level bringen wollen, das als Bereicherung für die Altstadt gelten könne – „abseits von Cola, Popkorn, Mars und Raider“. Denn Schongau sei eine Wohnstadt, „und wir haben eine Verantwortung für die Bürger, die hier leben und schlafen“.
Die ursprüngliche Heimatstore-Idee habe nicht geklappt, man habe hochwertige Ware teils komplett entsorgen müssen, so Kendlinger. Nun wolle man versuchen, ein Nahversorgungskonzept hinzubekommen, auch mit Schongauer Unternehmen.
Steinmeier monierte, dass der Automatenladen so abgewertet worden sei, „wir sind kein Schandfleck“. Das Gremium habe das baurechtlich einzuordnen, persönliche Empfindungen müssten zurückstehen. Aber es gelte in der öffentlichen Sitzung die freie Meinungsäußerung, erläuterte der Bürgermeister. Stephan Hild (UWV) stellte klar, dass die Probleme von anderer Seite an die Stadt herangetragen worden seien, „es haben nicht wir geschaut, dass es eine schlechte Presse gibt“. Er schlug den Betreibern vor, über eine App-gesteuerte Schließanlage nachzudenken, wie es sie bei der Dorfladenbox in Schongau-West gibt.
Hild prophezeite, dass der Automatenladen sonst in der kalten Jahreszeit zur Wärmestube werde. „Es wird früher oder später Zeitgenossen geben, die dort übernachten und Ihnen Geschenke hinterlassen, die Sie nicht wollen“, deutete er an. Man müsse auch nicht heute entscheiden, aber es müsse ein Miteinander sein.
Der Bauausschuss beschloss einstimmig, bis zum 1. März abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Offen hält sich die Stadt jedoch, gleich zu reagieren, wenn es viele Beschwerden gebe. Ein passender Mülleimer soll installiert werden.