Watzke startet als BVB-Präsident direkt mit einem gebrochenen Versprechen

Retter, Meistermacher, Patron – und nun auch Präsident. Hans-Joachim Watzke ist Borussia und der BVB ist Watzke. Echte Liebe, getreu dem Vereinsmotto? Ganz so einfach ist es nicht.

Buhrufe und Pfiffe füllten die Halle 3 der Westfalenhalle in Dortmund, wo Watzke auf der Mitgliedersammlung des BVB am späten Sonntagabend zum Präsidenten gekrönt werden sollte. Pfiffe, die ihm galten.

Watzke ist zum Streitobjekt in Dortmund geworden. Seine Wahl galt als sicher, gab es doch keinen Gegenkandidaten. Der nun abgelöste Dr. Reinhold Lunow hatte seine Kandidatur nach einer öffentlichen Schlammschlacht mit dem langjährigen Geschäftsführer zurückgezogen. Watzke hat den Machtkampf gewonnen, aber viele Unterstützer verloren.

Watzke macht Ansage – und hält sich nicht dran

Daher nutzten die BVB-Anhänger die Präsidentschaftswahl als Denkzettel und schallende Ohrfeige für ihr neues Oberhaupt. Von den 238.000 Vereinsmitgliedern nahmen nur 4.476 an der Wahl teil. 1.835, also 41 Prozent, stimmten gegen Watzke. Dieser war sichtlich getroffen.

Noch im Vorfeld der Versammlung hatte der 66-Jährige angekündigt, ein Ergebnis von unter 70 Prozent sei kaum akzeptabel. Er hielt sich nicht an diese Anforderungen und nahm die Wahl trotzdem an.

Anschließend sprach er in seiner beschwichtigenden Rede von Demut und betonte, ein Präsident "für alle Borussinnen und Borussen" sein zu wollen: "Ich bedanke mich bei allen, die mir ihre Stimme gegeben haben. Ich drücke meinen Respekt auch denen aus, die mich nicht gewählt haben und nehme die Wahl an." Auch mit Lunnow gab es eine öffentliche Versöhnung.

Watzke steht bei den BVB-Fans in der Kritik

Versöhnung. Das ist das Stichwort für den Start von Watzkes Amtszeit. Vor allem, wer in Dortmund den Blick gen Süden richtet. Dort steht die Gelbe Wand, das Aushängeschild des Vereins. Diese Wand hat sich gegen Watzke aufgerichtet.

Nun braucht es einen Dialog mit der organisierten Fanszene, die ihm den gescheiterten und bei Ultra-Gruppierungen verhassten Investoren-Einstieg der DFL, wo Watzke als Vizepräsident, Sprecher des Präsidiums und Vorsitzender des Aufsichtsrates agiert, noch immer übelnehmen. 

Das umstrittene Sponsoring des Rüstungskonzerns Rheinmetall bleibt ebenso Thema in Dortmund. Vor der Halle protestierte symbolisch ein Sensenmann mit einem Panzer.

Hans-Joachim Watzke hat in seiner langen Zeit beim BVB viele Krisen überstanden und den Verein durch jene manövriert. Eine drohende Insolvenz gleich zu Beginn seiner Tätigkeit 2005, das Bombenattentat auf den Mannschaftsbus 2017, die Corona-Pandemie ab 2020. Nun muss er aufpassen, dass er nicht selbst zum Mittelpunkt einer Krise in Dortmund wird.