Geschenke sind Geheim-Codes: Bei falscher Frequenz knallt es gewaltig

Geschenke sind nicht nur an Weihnachten in Wahrheit nie nur Dinge. Sie sind immer auch Botschaften. Ein Kochbuch bedeutet entweder „Ich weiß, dass du gerne kochst“ oder „Du solltest endlich kochen lernen“. Ein Massagegutschein kann Nähe ausdrücken – oder den versteckten Vorwurf transportieren: „Du bist immer angespannt.“ Und genau deswegen sind Geschenke der ideale Treibstoff für emotionale Eskalation.

Ab diesem Moment ist die Stimmung nicht mehr festlich

Paare geraten in Streit, weil einer in der Stadt drei Stunden durch Geschäfte hetzt, während der andere eine Bluetooth-Kaffeetasse bestellt – bequem, schnell, aber deutlich unromantischer.

Familien versuchen, über „Wichteln“ Spannung zu reduzieren, schaffen es aber nur, noch mehr Unsicherheit zu erzeugen, weil niemand wirklich weiß, wie teuer „angemessen“ ist.

Geschenke sind geheime Codes: Bei falscher Frequenz knallt es gewaltig

Im Büro bringt eine Kollegin eine Schachtel Schokolade mit, während ein anderer mit einem 80-Euro-Gourmet-Korb auftaucht. 

Ab diesem Moment ist die Stimmung nicht mehr festlich – sondern angespannt. Die Überperformerin zerstört die informelle Balance und löst subtilen Konkurrenzdruck aus.

Geschenke sind geheime Codes. Und wenn Sender und Empfänger nicht dieselbe Frequenz haben, knallt es.

Abseits des Konfliktpotenzials bei Geschenken ist die Adventszeit generell eine merkwürdige Mischung aus Sprint und Meditation – zumindest in der Theorie. In der Praxis rennen Menschen durch Kalender, Paketzustellbenachrichtigungen und Weihnachtsmarkttermine, als würden sie für einen emotionalen Marathon trainieren, während ihnen gleichzeitig jemand ins Ohr flüstert: „Bleib entspannt.“ Dieser Widerspruch erzeugt Druck. Und Druck klingt selten wie ein Engelschor.

Die Vorweihnachtszeit ist ein Brennglas

Typisch ist die Szene im Büro, wenn ein Kollege sagt: „Das schaffen wir schon noch bis Ende des Jahres.“ Niemand widerspricht, aber in den Köpfen der anderen beginnen die inneren Alarmglocken zu läuten. Zuhause läuft es ähnlich. 

Die Familie will „nur kurz“ die Planung klären – und plötzlich sitzen alle in einer Zoom-Konferenz, in der jeder betont, dass es „easy“ wird, aber die Stimmlage klingt nach diplomatischer Vorbereitung auf ein Krisentreffen.

Die Erwartung, harmonisch zu sein, angrenzend perfekt zu funktionieren und dabei noch strahlend zu lächeln, überfordert viele. Und Überforderung sucht sich immer einen Ausweg: in Misstönen, Sticheleien und Diskussionen, die eigentlich niemand führen wollte.

Die Vorweihnachtszeit ist ein Brennglas. Alles, was sonst still brennt, flammt jetzt sichtbar auf.

Der Chef erzählt seinen Lieblingswitz zum dritten Mal

Firmenevents im Dezember sind ein Experiment, bei dem oft die Mischung aus Ehrlichkeit und Glühwein schiefgeht. Tagsüber bewegen sich alle in klaren Rollen.

Abends steht man auf einmal mit dem Chef am Buffet, und bei vielen löst schon dieser Gedanke latente Panik aus. Der Chef erzählt seinen Lieblingswitz zum dritten Mal, und obwohl alle freundlich lachen, ist die Luft schwerer als der Glühwein.

Sie nennt es „ehrliches Feedback“, er nennt es „Glühwein-Mutprobe“

Eine Mitarbeiterin nutzt den Mut aus der Tasse, um plötzlich Themen anzusprechen, die seit Monaten unter der Oberfläche brodeln. Sie nennt es „ehrliches Feedback“. Er nennt es „Glühwein-Mutprobe“.

Zwischen den Tischen entstehen seltsame Mikrodramen. Zwei Kollegen, die sich seit Monaten nicht ausstehen können, reden über die Tomatensuppe – nur um in der nächsten Sekunde in ein Gespräch über „Teamkultur“ abzurutschen, das beide eigentlich vermeiden wollten.

„Wie lange muss ich hier noch bleiben?“

Der Introvertierte vom Controlling hat längst die Toilette als sicheren Rückzugsort entdeckt und schreibt von dort verzweifelte Slack-Nachrichten: „Wie lange muss ich hier noch bleiben?“

Die Stimmung kippt oft, weil beide Welten – privat und beruflich – aufeinandertreffen. Und keine Seite weiß so richtig, wie sie damit umgehen soll. Die Grenze zwischen „familiär sein“ und „zu nah dran“ ist dünn. Und dünne Grenzen reißen schnell.

Ein Massagegutschein kann bedeuten: „Du bist immer angespannt“

Christoph Maria Michalski, bekannt als „Der Konfliktnavigator“, ist ein angesehener Streit- und Führungsexperte. Mit klarem Blick auf Lösungen, ordnet er gesellschaftliche, politische und persönliche Konflikte verständlich ein. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.