Der Schweizer Arbeitsmarkt erlebt einen deutlichen Stimmungswechsel: Statt Bürojobs oder digitaler Karrieren entscheiden sich immer mehr Jugendliche bewusst für Handwerksberufe – von der Schreinerei bis zur Sanitärtechnik.
Wie die Schweizer Zeitung „Blick“ berichtet, sorgt die Angst vor KI-Automatisierung, der Wunsch nach Sinn und der Reiz körperlicher Arbeit für einen unerwarteten Trend. Besonders beliebt: die Lehre zum Sanitär.
Mehr Lehrlinge im Sanitärbereich: Ein 17-Jähriger erzählt seine Geschichte
Besonders eindrücklich beschreibt „Blick“ das Porträt von Leonard Selimi. Der 17-Jährige hat diesen Sommer seine Lehre als Sanitär begonnen – einen Tag pro Woche sitzt er in der Berufsschule Zürich im Klassenzimmer, den Rest verbringt er auf der Baustelle. „Ich konnte schon in der ersten Klasse nicht stillsitzen.“
Die Ausbildung hat er bewusst gewählt, weil sie viele Weiterbildungsmöglichkeiten bietet. Inzwischen ist er in der sechsten Woche. Und es gefällt ihm gut. „Der Job ist sehr aktiv, das gefällt mir – und sehr vielfältig.“ Später möchte Leonard einmal Teamleiter werden, da würden seine sozialen Fähigkeiten gebraucht. „Man denkt immer, Baustellen seien unsozial, dabei hilft man sich gegenseitig sehr.“
66 Lehrlinge haben in der Baugewerblichen Berufsschule Zürich (BBZ) diesen Sommer die Ausbildung zum Sanitär begonnen – 22 mehr als 2024. Ob daraus ein langfristiger Trend wird, bleibt abzuwarten. Für Leonard steht aber schon fest, welchen Unterschied der Beruf macht: „Wenn der Wasserhahn tropft, kann ich ihn jetzt auch bei mir daheim selbst reparieren.“
3 Gründe, warum Jugendliche ins Handwerk wechseln
Laut „Blick“ beobachten Fachstellen, dass sich viele Berufseinsteiger orientierungslos fühlen und Stabilität suchen. Diese drei Gründe sprechen für viele junge Menschen für einen Beruf im Handwerk:
- Sicherer vor KI: Viele junge Menschen fürchten, dass Büro- und Verwaltungsberufe stärker automatisiert werden als handwerkliche Tätigkeiten.
- Sichtbare Ergebnisse: Beim Handwerk sieht man täglich, was man geschaffen hat – das gibt laut „Blick“ vielen das Gefühl von Sinn und Selbstwirksamkeit.
- Mehr Aufstiegschancen: Zünfte und Bauverbände beobachten, dass Bauberufe vielfältige Karrierewege bieten – vom Lehrling bis zum Teamleiter oder Meister.