Bürgermeister Deingruber betont bei der Bürgerversammlung, dass das geplante Hotel am Oberwirt entscheidend für die Bekämpfung von Leerstand im Ort ist.
Fischbachau – Unter den aktuellen oder zukünftigen Projekten tauchte der Oberwirt bei der Fischbachauer Bürgerversammlung (wir berichteten) nicht auf. Nur logisch, schließlich ist die Gemeinde hier ja nicht selbst der Bauherr. Dass das Vorhaben der Investoren um den Tiroler Anton Pletzer in Birkenstein dennoch wegweisend für die weitere Entwicklung im Ort sein könnte, war jedoch gleich an mehreren Punkten herauszuhören. Richtig deutlich wurde Bürgermeister Stefan Deingruber (CSU) aber erst gegen Ende, als einige Bürger die Planung mit Hotel und Chalets wiederholt kritisch hinterfragten: „Wenn wir dazu jetzt Nein sagen, ist da oben Ende Gelände. Und dann stirbt Birkenstein.“
Eine ganze Reihe von Anfragen zum Oberwirt waren vor der Bürgerversammlung im Rathaus eingegangen. Die meisten davon – etwa zum Betreiber- und Gastronomiekonzept sowie zum Verkaufspreis der vier geplanten Einzellodges – könne er aber zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht beantworten, machte Deingruber klar. Ob man sich solche Gedanken trotzdem nicht besser schon vor der Grundsatzentscheidung über die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans am Montag, 24. November, im Gemeinderat machen sollte, hakte die Fragestellerin nach. Etwa was der Investor vorhabe, wenn sich die Chalets doch nicht rentieren. Ein anderer Bürger brachte hier auch die Sorge vor, dass dann am Ende doch die Wohnnutzung überwiegen könnte.
Jedes Detail im Durchführungsvertrag geregelt
Dem trat Deingruber klar entgegen: Alles werde haarklein im Durchführungsvertrag geregelt. Wenn die Investoren auch nur einen darin festgelegten Punkt nicht erfüllen, sei der Bebauungsplan unwirksam und man könne einen Rückbau fordern. Damit auch wirklich alle Wünsche der Gemeinde an die touristische Nutzung im Vertrag enthalten seien, werde man sich – einen positiven Grundsatzbeschluss im Gemeinderat vorausgesetzt – bei der Erstellung von einer auf öffentliches Recht spezialisierten Anwaltskanzlei beraten lassen.
Einen auch diesmal wieder von Bürgern angesprochenen „Plan B“ gebe es nicht, betonte Deingruber erneut. Der Investor habe klar gesagt, dass eine weitere Reduzierung der Bettenzahl wirtschaftlich nicht darstellbar sei. Andererseits könne die Gemeinde selbst ein solches Projekt keinesfalls stemmen, geschweige denn den Oberwirt für 15 Millionen Euro kaufen. Letztlich gebe es aber keinerlei Anlass für Skepsis den Investoren gegenüber, stellte der Rathauschef klar. So sei die Pletzergruppe nicht zuletzt auch in Bayrischzell stets als sehr zuverlässiger Partner aufgetreten, und das von ihr dort realisierte Familienhotel habe sich als großer Gewinn für den gesamten Ort herausgestellt.
Hotelprojekt entscheidend für Einzelhandel und Gastronomie
Letztlich auch die einzige Chance für einen wirtschaftlichen und touristischen Aufschwung in Fischbachau, machte Deingruber anhand einer Bürgeranfrage zur Behebung des Leerstands deutlich. Ob Blumen-, Schmuck-, Fahrrad- oder Schuhgeschäft, Molkereiladen sowie zahlreiche Gasthöfe: Aus seiner eigenen Kindheit wisse er, wie viele Läden es früher im Ort gegeben habe, erinnerte er. Der Einzelhandel sei jedoch maßgeblich von der Frequenz im Ort abhängig. „Wenn was los ist, läuft auch das Geschäft.“
Und der Tourismus, wie Deingruber in seinem Sachvortrag anhand der Gäste- und Übernachtungszahlen fürs laufende Jahr herausgearbeitet hatte. So sei vor allem durch den neuen Campingplatz mit Tinyhäusern an der Glockenalm ein regelrechter Sprung nach oben in der Statistik zu verzeichnen gewesen. Bei den Ankünften sei Fischbachau mit einem Wachstum von rund 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr in den kurbeitragserhebenden Gemeinden im Landkreis sogar Spitzenreiter gewesen, bei den Übernachtungen mit einem Plus von 16,6 Prozent nur knapp hinter Gmund. In absoluten Zahlen sei Fischbachau aber auch hier mit einem Anstieg von knapp 14 900 Übernachtungen ganz vorne gewesen. Ein klarer Beweis, so Deingruber, wie sehr die Gemeinde von neuen Betten profitieren könne.