Verstappen ist wie Schumi – und wie Hamilton niemals war

Wenn nichts Bahnbrechendes passiert, was in der bahnbrechenden Welt der Formel 1 selten passiert, dann wird Max Verstappen seine WM-Krone verlieren. Drei Rennen vor Saisonschluss trennen ihn 49 Punkte von Spitzenreiter Lando Norris, für Verstappens fünften Titel in Serie müssten jetzt alle finsteren Rennfahrermächte zusammenwirken. 

Andererseits: Am Wochenende gastiert der Grand-Prix-Zirkus im Spielparadies Las Vegas. Vielleicht fällt die Kugel ja auf Red-Bull-Blau, nicht auf McLaren-Orange.

Verstappen hat genügend Reflexion, um die Dinge einordnen zu können. Der Niederländer ist erst 28, aber schon im elften Jahr dabei; damals debütierte er in der Formel 1, ohne einen Straßenführerschein zu besitzen. Über die letzte Dekade hat er sich aufgerieben und abgeschliffen und neben sensationellem Talent auch einiges an ungestümem Übermut offenbart. Später dann nur noch Talent. Plus Reife. Und ein Rennfahrer-Repertoire, das seinesgleichen sucht.

Michael Schumacher gewinnt den Großen Preis von Ungarn 1998 – zum Titel reicht es in dieser Saison aber nicht
Michael Schumacher gewinnt den Großen Preis von Ungarn 1998 – zum Titel reicht es in dieser Saison aber nicht Getty

Verstappen wie zuletzt Schumacher – nicht der Weltmeister, aber der Beste

Lewis Hamilton hat viel mehr Einzelsiege (105 zu 68) und Titel (sieben zu vier). Aber seit Michael Schumacher ist Verstappen der erste Formel-1-Fahrer, der es geschafft hat, irgendwie über den sportlichen Dingen zu schweben: in seinen Fähigkeiten unantastbar, unübertroffen. Und alle wissen es. Auch ohne das offizielle Zertifikat eines Titels. Dieser Nimbus umhüllte zuletzt Schumacher, in jenen Jahren, die den steinigen Ferrari-Weg zum Championat 2000 pflasterten.

In der Prä-Verstappen-Ära war Hamilton der Beste, eindeutig. Trotzdem schimmerte beim Briten zumeist die Unterstellung (die Wahrheit) eines überlegenen Mercedes-Materaials durch. Mal latent, mal weniger. Über alle Zweifel erhaben war Hamilton eigentlich nie. Verstappen ist es.

Natürlich: Auch er hat von der Red-Bull-Dominanz profitiert, anders geht es ja nicht in der hochtechnisierten Haifischbranche Formel 1. Spätestens 2025 aber wurde offenkundig, wie Max Verstappen (kühner Gasfuß, kühne Rhetorik) zu etwas noch Größerem als einem Weltmeister wurde: einem geschlagenen Unschlagbaren.