Ein Ende des Ukraine-Kriegs ist nicht zuletzt wegen der Lage in Pokrowsk aktuell nicht in Sicht. Selenskyj reist nun in die Türkei, um mit Trumps Gesandten zu sprechen.
Kiew/Ankara – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird am 19. November zu Gesprächen in der Türkei erwartet. Wie Reuters berichtet, ist ein Treffen mit dem Sondergesandten von US-Präsident Donald Trump, Steve Witkoff, geplant. Hintergrund ist demnach die Intensivierung der möglichen Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Kriegs.
„Wir bereiten die Wiederaufnahme der Verhandlungen vor und haben Lösungen erarbeitet, die wir unseren Partnern vorschlagen werden. Alles zu tun, um das Kriegsende näherzubringen, hat für die Ukraine höchste Priorität“, sagte demnach Selenskyj laut Reuters. Die geplanten Gespräche fallen dabei in eine Zeit, in der Kiew wegen der angespannten Lage im Ukraine-Krieg zunehmend unter Druck gerät. Besonders die Situation in Pokrowsk spitzt sich weiter zu.
Verhandlungen über Ende des Ukraine-Kriegs? Pokrowsk-Lage verschärft Lage im Ukraine-Krieg
Die Verteidigung von Pokrowsk ist seit Wochen Thema bei westlichen Experten. Die Truppen von Wladimir Putin hatten zuletzt den Druck deutlich erhöht und die Ruinenstadt in die Zange genommen. Mittlerweile ist die Front zu einer Kesselschlacht geworden, über deren Verlauf unter anderem das Institute for the Study of War regelmäßig informiert. Laut Informationen der 7. Luftlandekorps der Ukraine intensivierten die russischen Einheiten die Feuergefechte zuletzt erheblich.
Weiter heißt es in dem Lagebericht zum Ukraine-Krieg, dass die russische Armee kurzfristig anstrebte, die Siedlung Hryshyne nordwestlich von Pokrowsk zu erreichen. Das Vorhaben misslang und die Einheiten versuchten, die Stadt zu umgehen und sie als Brückenkopf für ihren Plan zu nutzen. Die ukrainischen Verteidiger berichteten, dass wegen der russischen Vorstöße die Zahl der Verluste auf Seiten von Putins Truppen weiter steigen werden.
Bislang ist Pokrowsk noch nicht gefallen. Inzwischen wird seit 18 Monaten um die Stadt gerungen. Vor dem Ukraine-Krieg galt sie als wichtiger Industrie- und Verkehrsknotenpunkt. Zu Beginn der Kämpfe entwickelte sich die jetzige Geisterstadt zum wichtigsten logistischen Drehkreuz der ukrainischen Armee im Westen des Donbass.
Angespannte Lage um Pokrowsk: Eroberung wäre Erfolg für Putin im Ukraine-Krieg
Die Bedeutung von Pokrowsk für die Dynamik im Ukraine-Krieg ist groß. „Pokrowsk wäre der erste operativ-taktische Erfolg der russischen Besatzer seit der Besetzung von Awdijiwka. Über ein Jahr lang waren ihre Erfolge vorwiegend taktischer Natur. Angesichts der Verluste, des Zeitaufwands und der aufgewendeten Ressourcen ist dies eine Schande für eine so große Armee“, sagte der ukrainische Militärbeobachter Oleksandr Kowalenko der Nachrichtenagentur Reuters. Eine Eroberung würde es Putin zudem ermöglichen, weitere Vorstöße in der Region voranzutreiben.
Neben der militärischen Strahlkraft hätte eine Eroberung Pokrowsks auch symbolischen Charakter: Putin-Sprecher Dmitrij Peskow sagte dem Spiegel zufolge, dass Kiew früher oder später Verhandlungen führen müsse, aber „aber aus einer viel schlechteren Position heraus“.
Gespräche über Ende des Ukraine-Kriegs: Selenskyj trifft Witkoff
In diese angespannte Zeit fällt nun der neue Besuch von Selenskyj in der Türkei, der Auftakt für neue Gespräche über das Ende des Ukraine-Kriegs sein soll. „Wir arbeiten außerdem daran, den Gefangenenaustausch wieder aufzunehmen und unsere Kriegsgefangenen nach Hause zu bringen“, sagte der Präsident vorab über das Treffen mit Witkoff. Die Ukraine und Russland führten im Mai, Juni und Juli 2025 bislang drei Gesprächsrunden in Istanbul. Das einzige greifbare Ergebnis der Gespräche war eine Einigung über einen Gefangenenaustausch. (Quellen: Reuters, Ukrainska Pravda, Kyiv Post, Institute for the Study of War) (fbu)