Viele Hunde frieren früher, als ihre Besitzer glauben. Ein Tierarzt erklärt, bei welchen Minusgraden Spaziergänge gefährlich werden.
Wenn die Temperaturen im Winter stark fallen, stehen viele Hundehalter vor derselben Frage: Ist es heute eigentlich zu kalt, um mit meinem Hund lange spazieren zu gehen? Ein virales TikTok-Video des britischen Tierarztes Dave unter @pethealthclub sorgt derzeit für viel Aufmerksamkeit, der Veterinär hat einen klaren Leitfaden veröffentlicht, der Hundebesitzern hilft einzuschätzen, ab welchen Temperaturen Spaziergänge problematisch werden können.
Warum zu lange Winterspaziergänge für Hunde gefährlich sein können
Dave betont in seinem Video, dass tägliche Bewegung für Hunde zwar unverzichtbar sei, extreme Kälte aber ein ernsthaftes Risiko darstellen könne. Während zwischen 12 und 19 Grad für Vierbeiner als optimale Temperatur gelten, sollten Halter bereits ab kühleren sieben bis vier Grad aufmerksam werden. Für die meisten gesunden Tiere ist dieser Bereich noch unbedenklich, doch kleine Hunde (unter 7 Kilogramm), Welpen oder Hunde mit dünnem Fell benötigen hier oft schon einen Mantel.
Je näher die Temperaturen an den Gefrierpunkt rücken, desto ernster werden die Warnungen des Tierarztes: Zwischen vier und minus einem Grad kann es für kurzhaarige, kleine, sehr junge oder ältere Hunde bereits gefährlich werden. Laut Dave sollten Halter in diesem Bereich Spaziergänge verkürzen und ihren Hund genau beobachten – etwa auf Zittern, verlangsamte Bewegungen oder Anzeichen von Unterkühlung.
Sinken die Temperaturen weiter, besteht noch größerer Handlungsbedarf. Werte zwischen minus vier und minus neun Grad könnten für viele Hunde, insbesondere für kleine oder gesundheitlich angeschlagene Tiere, lebensbedrohlich werden. Besonders kritisch werde es, wenn ein Hund nass sei – egal ob vom Regen oder vom Spielen im Schnee. Feuchtigkeit beschleunigt das Auskühlen, oft deutlich schneller als vielen Besitzern bewusst ist. Bei Temperaturen ab minus zwölf Grad solle man laut Dave überhaupt nur noch sehr kurze Toilettengänge zulassen. Für längere Aufenthalte draußen sei es dann schlicht zu gefährlich.
Warum kleine, kurzhaarige und ältere Hunde besonders gefährdet sind
Dass die Warnungen des Tierarztes ernstzunehmen sind, zeigen nicht nur zahlreiche Reaktionen auf TikTok, sondern auch Einschätzungen anderer Experten. Grundsätzlich gilt: Viele Hunde kommen mit Kälte schlechter zurecht als Menschen denken. Besonders kleine Rassen verlieren aufgrund ihrer geringeren Körpermasse schneller Wärme. Kurzhaarige Hunde können ihre Körpertemperatur kaum halten, weil ihnen die isolierende Fettschicht und das schützende Deckhaar fehlen.
Welpen wiederum haben noch kein vollständig ausgebildetes Thermoregulationssystem und ältere Hunde können wegen eines verlangsamten Stoffwechsels oder bestehender Erkrankungen ebenfalls schneller auskühlen. Aber selbst robuste Rassen mit dichtem Winterfell sind keineswegs immun gegen Extremtemperaturen, vor allem wenn Wind ins Spiel kommt. Die sogenannte gefühlte Temperatur kann durch Wind erheblich sinken – ein Faktor, den viele Halter unterschätzen.
| Kälte-Ratgeber: Die schnell Checkliste | ||
| Temperatur | Einschätzung | Maßnahmen |
| um die 15 Grad | ideal | normal spazieren |
| 7 Grad bis 4 Grad | meist unproblematisch | kleine Hunde: Mantel |
| 4 Grad bis - 1 Grad | riskant für einige Hunde | Spaziergänge verkürzen, Mantel |
| - 4 Grad bis - 9 Grad | kritisch bis gefährlich | nur kurze Gänge, Mantel |
| um die - 12 Grad | sehr gefährlich | nur schnelle Toilettenpausen |
So schützen Hundehalter ihren Vierbeiner bei Minusgraden
Um Hunde im Winter bestmöglich zu schützen, empfehlen Experten grundsätzlich angemessene Schutzmaßnahmen. Warme und wasserabweisende Hundemäntel sind dabei kein modisches Accessoire, sondern nützlich – vor allem für kleine, dünn behaarte oder ältere Tiere. Auch Pfotenschutz wird im Winter immer wichtiger, weil Salz, Split oder scharfkantiges Eis die Ballen schnell verletzen können. Pfotenbalsam kann hier Abhilfe schaffen.
Nach Spaziergängen sollten die Pfoten des Hundes mit lauwarmem Wasser abgespült werden, um Salzreste zu entfernen. Spaziergänge selbst sollten bei sehr tiefen Temperaturen eher kurz gehalten werden. Mehrere kurze Runden sind für den Hund angenehmer und sicherer als ein langer Marsch durch die Kälte.
Warnsignale, bei denen Sie bei Kälte heimgehen sollten
- Hund zittert stark
- Hund hebt abwechselnd die Pfoten an
- Hund läuft langsamer
- Hund drückt sich eng an Sie oder bleibt stehen
- Atmung flacher
- Hund wirkt verwirrt oder desorientiert
Indoor-Beschäftigung als sichere Alternative bei Extremkälte
Für Tage, an denen es draußen wirklich zu ungemütlich wird, lohnt es sich, Alternativen zu schaffen. Intelligenzspiele, Nasenarbeit, Suchspiele oder kleine Trainingsessions im Wohnzimmer können Hunde geistig auslasten. Wichtig ist, dass Halter ihr Tier aufmerksam beobachten und auf frühe Warnsignale achten. Zittern, das Hochhalten der Pfoten, verlangsamte Bewegungen sind Hinweise darauf, dass der Vierbeiner schnell ins Warme muss.
Mit dem richtigen Wissen sicher durch die kalte Jahreszeit
Die Einschätzungen von Tierarzt Dave geben Hundebesitzern eine wertvolle Orientierung, ab wann Vorsicht geboten ist und welche Hunde besonderen Schutz benötigen. Während manche Rassen mit Schnee und Eis nahezu mühelos zurechtkommen, haben andere schon bei wenigen Grad über Null Schwierigkeiten, ihre Körperwärme zu halten. Wer die individuellen Bedürfnisse seines Vierbeiners kennt, Ausrüstung wie Mantel und Pfotenschutz nutzt und auf Warnsignale achtet, kann die kalte Jahreszeit sicher und stressfrei überstehen.