Französische „Drohnenmauer“ soll Russlands Gleitbomben abfangen

Immer wieder wird im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg über Drohnen und "Drohnenwälle" diskutiert. Wie der "Business Insider" (BI) berichtet, soll im Konflikt mit Russland offenbar bald ein neuartiges System zum Einsatz kommen.

Konkret geht es um eine "Drohnenmauer", die aus dutzenden kleinen Flugkörpern besteht und angeblich in der Lage ist, anfliegende Bedrohungsobjekte abzufangen. Das Unternehmen hinter dem "Drohnenminenfeld" heißt Atreyd und stammt aus Frankreich.

Wie der "Business Insider" weiter berichtet, hat Atreyd das System bereits in die Ukraine geliefert. Das Unternehmen geht davon aus, dass die "Drohnenmauer" innerhalb weniger Wochen betriebsbereit sein wird. 

Drohnenmauer für Ukraine: Französisches System kann auch Gleitbomben abfangen

Beim gemeinsamen Wettbewerb des "Nato Allied Command Transformation" (ACT) und des "Nato Joint Analysis, Training And Education Centre" (JATEC) hatte das Projekt das Finale erreicht.

Zunächst soll die "Drohnenmauer" dem Schutz ukrainischer Städte und kritischer Infrastruktur vor russischen Einweg-Angriffsdrohnen dienen. Später könnte das System dem Bericht zufolge auch in der Nähe der Frontlinie verwendet werden, um hochentzündliche Gleitbomben abzufangen. 

Gleitbomben und Einweg-Drohnen zählen zu den größten Bedrohungen im Ukraine-Krieg. Der Grund: Sie sind kostengünstig, können massenhaft hergestellt werden und - wenn sie ihre Ziele treffen - verheerende Schäden anrichten. Shahed-Drohnen verwüsten beispielsweise nachts ukrainische Städte und zivile Infrastruktur. 

Abfangsysteme werden für Kiew vor diesem Hintergrund immer wichtiger. Die Atreyd-Mauer besteht aus einer Vielzahl von Drohnen mit "First-Person-View-Funktion" (FPV-Funktion). Sie starten von festen Plattformen aus, sobald Radargeräte eine potenzielle Bedrohung erfassen. 

So funktioniert der "Vorhang" aus Drohnen

Die batteriebetriebenen Flugkörper tragen laut "Business Insider" jeweils kleine Sprengladungen und können übereinander angeordnet und mit Abstand zueinander positioniert werden. Befinden sie sich in der Luft, bilden sie eine Art "Vorhang".

Ukraine-Krieg
Rauch nach einem Angriff mit Shahed-Drohnen. Imago

Die Drohnen sind so konstruiert, dass sie Luftangriffe abschwächen, indem die Komponenten in der Nähe anfliegender Geschosse detonieren. So lassen sich Bedrohungen neutralisieren. Trümmerteile stürzen zu Boden. 

Das System nutzt dem Bericht zufolge künstliche Intelligenz, um die Struktur der Schutzwand an die Flugbahn sich nähernder Bedrohungsobjekte anzupassen. Die "Mauer" ist kostengünstig konzipiert: Die nicht detonierenden Drohnen können zu ihren Startplattformen zurückkehren und später für Luftverteidigungsmissionen eingesetzt werden.

"Wir sehen uns als letzte Verteidigungslinie"

Laut Atreyd kann die "Drohnenmauer" auch in GPS-freien Umgebungen operieren, da sie mit einer 3D-Karte ihres Verantwortungsbereichs ausgestattet ist. "Wir sehen uns als letzte Verteidigungslinie", sagte der Unternehmensgründer, der nicht namentlich genannt werden wollte, zum "Business Insider". 

Drohnenschwärme sind mit Blick auf den Ukraine-Krieg, aber auch die europäische Verteidigungsfähigkeit, immer wieder ein Thema. Bundeswehr-Oberst Guido Schulte sprach im Interview mit FOCUS online militärisch von einem "Riesenunterschied".

Drohnenschwärme könnten miteinander kommunizieren, selbstständig Lücken füllen und Muster formen, sagte er unserer Redaktion im Oktober. "So ein Schwarm regeneriert sich von allein. Das funktioniert über einen Algorithmus."

Sich gegen eine solche Formation zur Wehr zu setzen, sei schwierig. "Wegen der Reaktionsgeschwindigkeit und der Masse an Drohnen", so Schulte. "Die Flugkörper lassen sich normalerweise gezielt mit Lasern oder elektromagnetischen Impulsen zerstören. Das funktioniert bei fünf oder zehn Drohnen, aber nicht bei hundert."