Auf dieser Klosterruine in Deutschland liegt ein Fluch

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Um die Reste eines Klosters in Baden-Württemberg rankt sich eine gespenstische Sage. Eine Verwünschung der letzten Äbtissin soll jeden treffen, der den heiligen Ort für weltliche Geschäfte missbraucht.

Marxzell – Die beiden übrig gebliebenen, prachtvollen Türme des einstigen Klosters Frauenalb in Baden-Württemberg im Landkreis Karlsruhe ragen über dem Albtal in den Himmel und erzählen eine Geschichte voller Skandale, Sex und mysteriöser Brände – Dramen ohne Ende. Deren Verursacherinnen: adelige Nonnen. Nonnen ja, aber fromm? Das war relativ.

Ende des 16. Jahrhunderts sprach es sich herum: Das Kloster Frauenalb ist ein Sündenpfuhl. Erst ging es um wilde Verkleidungspartys. Klosterfrauen in „Mannskleidern“ ließen junge Musiker zum Tanz aufspielen. Ähnlich schwerwiegend war, dass sich die Äbtissin Paula von Weitershausen beharrlich widerspenstig gegenüber der Autorität des Markgrafen zeigte. Dann folgten noch schlimmere Vorwürfe: Eine Nonne soll vor ihrer Aufnahme in Frauenalb in einem Mainzer Kloster bereits zwei uneheliche Kinder zur Welt gebracht haben. Und schließlich gab es Gerüchte um Sex im Kloster Frauenalb selbst. Nun war das Maß endgültig voll.

Wer sein Keuschheitsgelübde bricht, kommt ins Gefängnis

Äbtissin Paula von Weitershausen und ihre Schwester, die stellvertretende Äbtissin, mussten Anfang 1598 in der Karlsburg in Durlach aussagen. Die Verhörer wollten alles wissen: „Wer mit wem, wo und wie oft?“ Paula leugnete zunächst alles, räumte dann aber ein: Ein Beichtvater habe sie verführt und ins Verderben gestürzt – aber nur einmal und nicht über längere Zeit. Der Mönch sei ein Schurke gewesen, der sie womöglich verzaubert habe. Das war ihre verzweifelte Erklärung dafür, wie sie als fromme Nonne überhaupt dazu gekommen war, ihr Keuschheitsgelübde zu brechen. Ihre Schwester gestand dasselbe. Das Urteil war hart: Gefängnis in Pforzheim, das Kloster wurde 1598 aufgelöst.

Nach der Auflösung durch einen protestantischen Markgrafen blieb das Kloster über dreißig Jahre verwaist. Erst 1632, als wieder ein katholischer Markgraf herrschte, zogen erneut katholische Benediktinerinnen ins Kloster ein.

In den letzten Jahren wurde das Stift von einer Maria Viktoria von Wrede geführt. Das endgültige Aus kam, als Napoleon die Säkularisation anordnete, alle Klöster sollten also aufgelöst werden. Als die badischen Beamten 1802 anrückten, leistete Maria erbitterten Widerstand, den erst eine Drohung mit Pensionsentzug brach. Im Frühjahr 1803 verließ sie mit den letzten Schwestern das Kloster – aber nicht, ohne einen Rachefluch auszusprechen: „Wer auch immer es wagen sollte“, sagte sie, „den heiligen Ort mit irdischem Tun zu entweihen, dessen Vorhaben soll durch Flammen vernichtet werden.“ Oder es sollte zumindest erfolglos bleiben.

Plötzlich brechen ständig Feuer im Kloster aus

Vor dem Hintergrund dieser düsteren Prophezeiung wirkt gespenstisch, was folgte: Die leeren Klostergebäude lockten Unternehmer an, die ihre Chance witterten, hier so richtig Geld zu verdienen. Das erste Geschäft, eine Spinnerei in den ehemaligen Klosterräumen, scheiterte bereits 1805, ein Nachfolgeprojekt wurde 1807 aufgegeben. 1842 brannte eine Tuchfabrik ab und beschädigte dabei die benachbarte Brauerei. Auch Mühlen und Sägewerke auf dem Klostergelände fingen immer wieder Feuer. Noch 1950 ging dort ein Lungensanatorium in Flammen auf, als wollte der Geist der toten Äbtissin sagen: Ich bin noch da.

Das größtenteils abgebrannte Kloster mit den zwei auffallenden Türmen liegt mitten im Schwarzwald. (Archivfoto)
Das größtenteils abgebrannte Kloster mit den zwei auffallenden Türmen liegt mitten im Schwarzwald. (Archivfoto) © Imago/Shotshop/DRSG98

Menschen, die in der Nähe des Klosters leben, das die Feuer in eine Ruine verwandelten, erzählen sich die Überlieferung vom Brandfluch immer noch. Er macht die in den Schwarzwald eingebettete Ruine gerade jetzt, in der dunklen Jahreszeit, zu einem unheimlichen Ort. Und das, obwohl die Klosterruine kein typischer Lost Place mehr ist, also kein verlassener Ort. Denn inzwischen gibt es dort jeden Sommer Kultur für Herz und Hirn: Konzerte, Musicals, Theater. Seit die Ruine auf diese Art – mit Respekt – genutzt wird, hat sie nicht mehr gebrannt. Weil Maria Viktoria von Wrede jetzt zufrieden ist?

Seit die Klosterruine zu einem Hort der Kultur wurde, brennt es nicht mehr. Zufall?
Seit die Klosterruine zu einem Hort der Kultur wurde, brennt es nicht mehr. Zufall? © Imago/Imagebroker/Josef Schafnitzel

Sie lieben die magische Ausstrahlung von Ruinen? Hier geht es um zwei faszinierende Ruinen in Baden-Württemberg; und hier hat unsere Redaktion über eine der spannendsten Ruinen Deutschlands berichtet, die in Rheinland-Pfalz liegt.

(Quellen: Benedikt Grimmler – Lost & Dark Places Schwarzwald, eigene Recherche)