Jetzt starten auch die Slalomfahrer in die Saison. Mit dabei ist diesmal auch ein deutsches Skitalent, das sein Weltcup-Debüt in Finnland gibt.
Plötzlich ist er umgeben von Fernsehkameras, Fotografen, den Weltcup-Trainern. Wenn Dominik Zerhoch auf das Drumherum im hohen Norden blickt, wird ihm erst bewusst: Das Ganze ist eine Nummer größer als der Europacup. Am Sonntag gibt der Slalomfahrer vom SC Partenkirchen im finnischen Levi sein Weltcup-Debüt.
Darauf arbeitet ein Sportler sein Leben lang hin. Von klein auf verbringt er Stunden über Stunden auf der Skipiste, im Kraftraum – alles für einen Traum. Der nicht für alle in Erfüllung geht. So denkt der 24-Jährige selbst in dem Moment vor seinem bisher größten Karriereerfolg an die, die es nicht geschafft haben. „Es gibt so viele Leute, die sich genauso reinhängen.“ Zerhoch selbst setzte sich erst bei den finalen drei Ausscheidungstagen des Deutschen Skiverbands (DSV) in Sölden gegenüber seinen Mannschaftskollegen durch. Zuvor profitierte er unter anderem von Fabian Himmelsbachs Verletzung. „Er wäre wohl in der besten Ausgangslage gewesen.“ Das soll die Leistung des SCP-Asses freilich nicht schmälern.
Ich finde es immer richtig cool, wenn man am Ende völlig aus der Puste ist.
Beim Südamerika-Cup in Chile und Argentinien holte der Techniker in diesem Sommer wichtige FIS-Punkte, unter anderem mit Rang zwei in Cerro Castor. Dort landeten Marinus Sennhofer und Himmelsbach hinter ihm. Auch im Riesenslalom konnte Zerhoch überzeugen, in beiden Disziplinen fühlt er sich wohl. „Aber im Slalom ist mein Niveau schon besser.“ Jetzt darf er sich erstmals auf der größten Bühne beweisen. Einen kleinen Vorgeschmack bekam er bereits auf dem Weltcup-Hang in Sölden. Dort stand er plötzlich neben Marcel Hirscher und stürzte sich die eisige Piste hinunter. Ihm hat‘s gefallen. „Ich finde es immer richtig cool, wenn man am Ende völlig aus der Puste ist“, erzählt Zerhoch.
Anders als Hirscher – der Ex-Dominator fühlt sich nach einer schon Wochen zurückliegenden, hartnäckigen Krankheit immer noch nicht konkurrenzfähig – ging es für den Skifahrer aus Garmisch-Partenkirchen am Dienstag in den hohen Norden. Bereits auf der Webcam hatte er sich die Lage vor Ort angeschaut und sah reichlich grüne Flecken neben der Piste. Das hat sich inzwischen geändert, jetzt empfangen ihn ein halber Meter Schnee und minus zehn Grad. Fühlt sich gleich viel mehr nach dem perfekten Start in den Winter an. An Zerhochs Seite immer sein Vater, der als Servicemann auch für sein Setup zuständig ist. „Ohne ihn würde das alles nicht gehen.“ Noch hält sich die Anspannung beim jungen Athleten in Grenzen. „Bisher bin ich ja nur a bisserl Ski gefahren.“ Wenn auch neben den Schweizern um Weltmeister Loïc Meillard, die während einer Einheit seine Sparringspartner gewesen sind. Was Zerhoch sofort auf der Einfahrpiste in Finnland aufgefallen ist: „Sie ist sehr Kanten-fressend.“ Bedeutete reichlich Arbeit für seinen Vater und viele Skier: Pro Fahrt verbrauchte er ein Paar. „Darauf musste ich mich erstmal einstellen.“
Klar erwartet Zerhoch an diesem Wochenende nicht, mit einem Rentier nach Hause zu fliegen. Dieses Geschenk bekommt traditionell der Slalom-Sieger. Aber er ist weit davon entfernt, einfach nur mitfahren zu wollen. „Möglich ist alles. Ich sauge alles auf und will mein Bestes abliefern.“ Als Vorbild nimmt er sich einen ehemaligen Athleten vom SC Garmisch. Adrian Meisen war im Vorjahr – ohne Kaderstatus, auf eigene Faust und mit Startnummer 62 – bis in den zweiten Durchgang gekommen. Das ist auch der Ansporn des 24-Jährigen, der sich langfristig in den Top-30 etablieren will. Denn nur weil er sich seinen ersten Traum erfüllt hat, ist er noch lange nicht am Ende seiner Vorstellungen. „Klar ist das ein Meilenstein. Aber das heißt nicht, dass die Arbeit getan ist.“