14 Nationalspieler, die still in der Versenkung verschwunden sind

Allein Julian Nagelsmann hat in seinen rund zwei Jahren als Bundestrainer 62 Spieler eingesetzt. In dieser Zeit durften sich also viele Fußballer den Stempel "Nationalspieler" aufdrücken.

Manche von ihnen gehören lange zum Dunstkreis des DFB-Teams, manche waren One-Hit-Wonder, manche wurden zu unerfüllten Versprechen, wiederum andere zu Helden. 

FOCUS online zählt 14 Nationalspieler auf, die innerhalb der vergangenen drei Jahren noch wichtiger Bestandteil der Mannschaft waren oder es werden sollten - und es heute nicht mehr sind.

14 Nationalspieler, die im DFB-Team überhaupt keine Rolle mehr spielen

Mario Götze (66 Länderspiele): Für sein Tor gegen Argentinien, das Deutschland zum Weltmeister krönte, wird man ihm ewig dankbar sein. Aber seine Zeit in der Nationalmannschaft endete ehrlich gesagt schon 2016. Aufgrund seiner Stoffwechselerkrankung war Götze nicht mehr der Spieler wie zuvor, er machte bis 2022 nur noch ein einziges Länderspiel.

Nach seiner erfolgreichen Rückkehr nach Deutschland zur Eintracht Frankfurt gab es dann nochmal ein Comeback unter Hansi Flick, doch es blieb bei drei Kurzeinsätzen. Heute spielt der 33-Jährige keine Rolle mehr.

Julian Draxler (58 Länderspiele): Aus der Kategorie: "Was macht eigentlich…?" Draxler war einst eine große Hoffnung des deutschen Fußballs, führte die Nationalmannschaft sogar als Kapitän zum Confed-Cup-Erfolg 2017.

Julian Draxler und Mario Götze 2016 im Länderspiel gegen Ungarn
Julian Draxler und Mario Götze 2016 im Länderspiel gegen Ungarn Imago

Doch der einstige Schalker konnte nie sein völliges Potential ausschöpfen und wurde auch im DFB-Dress immer mehr zum Mitläufer. 

Seine letzten beiden Länderspiele bestritt er im März 2022. Seit seinem Wechsel in die Wüste nach Katar ist der heute 32-Jährige gänzlich von der großen Fußballbühne verschwunden. Schade.

Timo Werner (57 Länderspiele): Und noch jemand, dessen Stern steil aufstieg, aber dann langsam zu Boden stürzte und mittlerweile gänzlich erloschen ist. Dabei sind seine letzten Länderspiele erst zweieinhalb Jahre her. Wie die Zeit vergeht…

Heute wechselt er bei RB Leipzig zwischen Ersatzbank und Tribüne, und steht – im besten Fußballeralter – mit 29 Jahren vor einem Wechsel in die USA. Da kann er immerhin die WM gut verfolgen.

Warum ignoriert Nagelsmann Verteidiger Ginter?

Matthias Ginter (51 Länderspiele): Weltmeister 2014, Olympiasilber-Gewinner 2016, Confed-Cup-Sieger 2017, heute immer noch Stammspieler in der Bundesliga, dennoch spielt Ginter keine Rolle mehr im DFB-Team. Ginter war über neun Jahre Teil der Nationalmannschaft – bis er es plötzlich nicht mehr war. Zuerst keine Berücksichtigung mehr von Flick, Nagelsmann hat ihn noch nie angerufen.

Dabei hatte Nagelsmann in der Defensive zuletzt mehrfach Bedarf. Aber der Freiburger scheint in Nagelsmanns internem Verteidiger-Ranking weit abgehängt zu sein. Eine Tatsache, die im Braisgau für Verwunderung sorgt.

Matthias Ginter und Timo Werner im DFB-Training
Matthias Ginter und Timo Werner im DFB-Training Imago

Emre Can (48 Länderspiele): Bei der EM war er als Nachrücker für den erkrankten Pavlovic noch eine der Überraschungen und stand sogar beim Viertelfinal-Aus gegen Spanien von Beginn an auf dem Platz. Sein letztes Länderspiel hat Can aber vor über einem Jahr am 10. September 2024 in den Niederlanden bestritten. 

Seitdem ist der Dortmunder abgemeldet. In dieser Saison fiel er in der Anfangsphase der Saison wegen Adduktorenbeschwerden aus. Nun muss sich der Kapitän zunächst beim BVB zurückkämpfen. Ein Comeback beim DFB scheint für den 31-Jährigen weit entfernt.

Gosens "scheint nicht er selbst zu sein"

Robin Gosens (24 Länderspiele): Für Robin Gosens läuft es nicht mehr. Vor der Heim-EM aussortiert, hatte er danach immerhin noch sein DFB-Comeback. Mittlerweile ist der Außenverteidiger im DFB-Kosmos etwas in Vergessenheit geraten.

Seine Rückkehr nach Italien verlief nicht nach Plan. Der AC Florenz legte einen historischen Saisonfehlstart hin, Gosens ist eines der Gesichter der Krise und "scheint nicht er selbst zu sein", wie es die "Gazzetta dello Sport" beschrieb. Eine Rückkehr in die Nationalmannschaft ist für den 31-Jährigen aktuell ausgeschlossen, zuletzt hat er sich auch am Oberschenkel verletzt.

Robin Gosens und Emre Can schauen 2023 im Länderspiel gegen Kolumbien zu, wie Leroy Sané sich mit Luis Diaz duelliert
Robin Gosens und Emre Can schauen 2023 im Länderspiel gegen Kolumbien zu, wie Leroy Sané sich mit Luis Diaz duelliert Imago

Jonas Hofmann (23 Länderspiele): Hofmann hatte insbesondere von 2021 bis 2022 unter Flick eine sehr aktive Zeit im DFB-Dress. Dies schien sich auch unter Nagelsmann fortzusetzen, allerdings sollten die richtungsweisenden Niederlagen gegen die Türkei und in Österreich im November 2023 auch sein Ende in der Nationalmannschaft bedeuten. Dabei kam der Leverkusener in den Spielen gar nicht zum Einsatz. Mit 33 ist das Kapitel für ihn heute beendet.

Lukas Klostermann (22 Länderspiele): Zwischen 2019 und 2023 bestritt Klostermann ganze 22 Länderspiele, darunter auch zwei Partien bei der WM 2022. Danach folgte nur noch ein einziger Auftritt, unter seinem ehemaligen RB-Trainer Nagelsmann hat er noch keine Einladung erhalten.

Warum auch? Der Verteidiger ist bei Leipzig kein Stammspieler mehr, in dieser Saison sammelte er – auch verletzungsbedingt – erst vier Einsatzminuten in der Bundesliga.

Florian Neuhaus (10 Länderspiele): Neuhaus hat nicht 1, nicht 2, nicht 3, er hat sogar 10 Länderspiele! Über Jahre gehörte der Gladbacher zum Dunstkreis der Nationalmannschaft, wirklich etablieren konnte er sich nie.

Auch im Rheinland verlief seine Karriere eher im Abwärtstrend, weshalb das Thema DFB für ihn wohl durch ist. Immerhin ist er unter Eugen Polanski wieder in Gladbach gefragt und Teil der aufsteigenden Formkurve.

2021 posieren unter anderem Lukas Klostermann und Florian Neuhaus (obere Reihe neben Manuel Neuer) fürs Mannschaftsfoto
2021 posieren unter anderem Lukas Klostermann und Florian Neuhaus (obere Reihe neben Manuel Neuer) fürs Mannschaftsfoto Imago

Lukas Nmecha (7 Länderspiele): Sein Bruder Felix spielt heute eine wichtige Rolle unter Nagelsmann, für Lukas Nmecha liegt das letzte Länderspiel aber nun schon über drei Jahre zurück. 

Der Angreifer kam unter Flick zu insgesamt sieben Kurzeinsätzen. Aktuell spielt Nmecha in England bei Leeds United, muss sich dort aber mit der Ersatzrolle zufriedengeben.

Große DFB-Versprechen, die nie gehalten wurden

Julian Weigl (6 Länderspiele): Als Youngster eine große Hoffnung, konnte er diese aber im weiteren Verlauf seiner Karriere nie erfüllen. Von 2016 bis 2017 bestritt er fünf Länderspiele, 2022 folgte ein Kurz-Comeback unter Flick. 

Vergangene Spielzeit war er immerhin noch Stammspieler bei Borussia Mönchengladbach, im Sommer ging es dann aber in die saudische Liga zu Al-Qadsiah FC. Damit ist das Thema DFB wohl durch.

Maximilian Arnold (3 Länderspiele): Über Jahre war Arnold ein überdurchschnittlicher Bundesligaprofi und Leistungsträger beim VfL Wolfsburg. Aber da liegt auch schon das Problem: Er verpasste den nächsten Sprung.

Dabei wäre er fast Weltmeister geworden. 2014 gehörte er vor der WM zum erweiterten Kader, machte unter Joachim Löw ein Länderspiel. Es reichte aber nicht. Erst 2021 folgten zwei weitere Auftritte im Nationaldress, 2022 stand er nochmal ohne Einsatz im Kader. Das Kapitel DFB scheint auch für den 31-Jährigen beendet.

Die Hoffnung ist noch nicht erloschen

Youssoufa Moukoko (2 Länderspiele): Moukoko galt über Jahre als DIE Sturmhoffnung des deutschen Fußballs. In der Jugend hat er alles in Grund und Boden geschossen, doch bei den Profis wollte der große Sprung nie gelingen.

Dabei nahm ihn Flick schon vorsorglich mit zur WM nach Katar. Die eine Minute bei der 1:2-Auftaktniederlage gegen Japan sollte aber sein bis heute letzter (Kurz-)Auftritt gewesen sein. 

In Dortmund konnte er sich nicht durchsetzen, nach einer überschaubaren Leihstation in Nizza versucht er nun in Kopenhagen seine Karriere wieder anzukurbeln. Gelingt ihm das, hat er noch eine lange Karriere vor sich – vielleicht auch in der Nationalmannschaft. 

Kai Havertz mit Youssoufa Moukoko und Armel Bella-Kotchap (v.l.) auf der Bank bei der WM 2022
Kai Havertz mit Youssoufa Moukoko und Armel Bella-Kotchap (v.l.) auf der Bank bei der WM 2022 Imago

Armel Bella-Kotchap (2 Länderspiele): Er wagte als 19-Jähriger den Wechsel von Bochum nach England und schaffte auf der Insel bei Southampton tatsächlich den Durchbruch. Und auch den Sprung in die Nationalmannschaft.

Flick plante ihn als Innenverteidiger der Zukunft ein, nahm ihn auch mit zur WM. Dort kam er aber nicht zum Einsatz – und wurde auch danach nie wieder berücksichtigt.

Sportlich konnte er nicht an seiner guten Premierensaison in England anknüpfen, es folgte eine erfolglose Leihe zur PSV Eindhoven, ein Jahr zum Vergessen in Southampton und schließlich der Wechsel nach Italien zu Hellas Verona. Dort kämpft er nun gegen den Abstieg – und um den Turnaround seiner Karriere.