Immer mehr tote Wasservögel werden geborgen, weil das H5N1-Virus nachgewiesen wurde. Das Veterinäramt setzt auf Hilfe durch das THW.
Landkreis Freising – Mit gelben Infektionsschutzanzügen, Handschuhen, Stiefeln und FFP3-Masken waren Mitglieder des THW am Wochenende in der Freisinger Innenstadt im Einsatz: In der Oberen Hauptstraße hatten Bürger einen verendeten Storch entdeckt und den Fall gemeldet. Der Verdacht lag nahe, dass das Tier mit dem sogenannten H5N1-Virus, sprich der Vogelgrippe, infiziert ist. Um zu verhindern, dass sich der Erreger ausbreitet, war schnelles und richtiges Handeln erforderlich – eigentlich von Seiten des dafür zuständigen Veterinäramts. Weil dessen Mitarbeiter aber am Wochenende sowie abends nicht im Dienst sind, unterstützen speziell ausgebildete Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks die Behörde bei der fachgerechten Beseitigung der toten Vögel. Dieser Einsatz war kein Einzelfall.
20 verendete Tiere vom THW geborgen
„Dieses Jahr sind es für uns schon viele Einsätze“, berichtet THW-Ortschef Michael Wüst dem FT. Rund 20 verendete Tiere haben die ehrenamtlichen Mitglieder bei fünf Einsätzen bislang geborgen – die Zahl der Einsatzstunden liegt bei über 100. Die Mehrzahl der aufgefundenen toten Tiere seien Wasservögel gewesen, erzählt er, weshalb regelmäßig auch das Schlauchboot zum Einsatz komme, um die Tierkadaver aus dem Wasser zu bergen.
Diese Arbeit ist sehr wichtig, erklärt Wüst: Um zu verhindern, dass sich das Virus ausbreitet, weil etwa andere Tiere die Kadaver fressen, müssen die toten Tiere auch am Wochenende und abends zügig und fachgerecht entsorgt werden. Konkret bedeutet dies: Mit entsprechender Schutzausrüstung ausgestattet, werden die toten Vögel von THW-Fachkräften in zwei Müllbeuteln luftdicht verpackt, in einem Gefahrgutüberfass abtransportiert und schließlich in einem speziell gesicherten und nur für diese Zwecke vorgesehenen Kühlschrank zwischengelagert. „Das ist wichtig, damit die Tiere nicht verwesen“, erklärt Wüst. Vom Veterinäramt würden die toten Vögel am nächsten Werktag schließlich in ein Labor gebracht und dort auf den Erreger hin untersucht.
Die zur Bergung der Vogelkadaver eingesetzten THW-Kräfte haben für diesen Einsatz eine umfassende CBRN-Ausbildung. Darin lernen sie die richtigen (Schutz-)Maßnahmen bei chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Gefahren. Wichtig für die Bevölkerung: „Solange man die toten Vögel nicht anfasst, besteht keine Gefahr“, erklärt Wüst. Das THW schützt sich mit entsprechender Ausrüstung.
Erster Vogelgrippe-Fall war bei einem Schwan
Den ersten nachgewiesenen Vogelgrippe-Fall verzeichnete das Veterinäramt Freising Ende Oktober, als bei einem verendeten Schwan im Bereich Eching das Virus nachgewiesen wurde. Sofort wurden alle Geflügelhalter von der Behörde zu besonderer Aufmerksamkeit und zur strikten Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen aufgerufen (wir haben berichtet). Bis sich die Lage entspannt, wird es wohl noch dauern. Zumindest sind die THW-Fachkräfte auf weitere Einsätze in den Abendstunden und an den Wochenenden vorbereitet und in Bereitschaft.
So wichtig der Einsatz für die Tierseuchenprävention ist, so wichtig ist er auch für die THW-Fachkräfte. Denn durch diese realen Einsätze können die insgesamt 30 ausgebildeten CBRN-Kräfte praktische Erfahrung im Umgang mit Gefahrengut sammeln, erzählt Wüst. Deshalb kann er der Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt durchaus etwas Positives abgewinnen – „auch wenn der Aufwand enorm ist“, wie er zugibt. „Aber wir verteilen das auf viele Schultern.“ Es sei wichtig, diese Synergieeffekte zu nutzen.
Gut zu wissen: Verendete Tiere sollten dem Veterinäramt (0 81 61/6 00-3 36 00) oder der Polizei gemeldet werden.