Alte Bauernregel auf dem Prüfstand: Was die Novembersterne wirklich über den Winter verraten

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Eine alte Bauernregel behauptet, dass klare Novembernächte auf einen sehr kalten Winter hindeuten. Doch wie verlässlich ist diese Weisheit wirklich?

Die Nächte werden länger, die Temperaturen sinken, und die Sterne leuchten heller. Doch was bedeutet das für den kommenden Winter? Bauernregeln sind ein faszinierendes Stück Kulturgeschichte. Sie entstanden in einer Zeit, in der die Menschen auf die Natur angewiesen waren, um das Wetter zu deuten und ihre landwirtschaftlichen Tätigkeiten zu planen. Eine dieser Regeln lautet: „Wenn im November die Stern‘ stark leuchten, lässt dies auf bald viel Kälte deuten.“ Doch wie viel Wahrheit steckt in dieser Regel?

Einsamer Baum in sternenklarer Nacht.
Sternenklare Nächte im November – ein Zeichen für frostige Wintertage oder nur ein Mythos? © IMAGO / imagebroker

Die Regel basiert auf einer einfachen Beobachtung: Wenn die Sterne im November besonders hell leuchten, ist der Himmel wolkenlos und die Luft trocken. Dies führt zu einem intensiven Energieverlust der Erdoberfläche, da die Wärme ungehindert in den Weltraum abstrahlen kann. Dieses Phänomen, bekannt als Strahlungskälte, sorgt für sinkende Temperaturen. Laut der wissenschaftlichen Untersuchung Die November-Prophezeiung ist diese kurzfristige Wirkung unbestritten. Doch die Regel geht weiter: Sie behauptet, dass diese kalten Novembernächte auf einen harten Winter hindeuten. Hier wird es kompliziert, denn die langfristige Prognose ist weniger eindeutig.

Bewahrheitet sich die Bauernregel, wenn es kalt wird? Das sagt die Wissenschaft

Die Regel ist vermutlich so alt wie die landwirtschaftliche Wetterbeobachtung selbst, da sie vor drohendem Bodenfrost warnt. Sie basiert auf Beobachtungen und ist nicht an bestimmte Lostage wie Allerheiligen oder Martini gebunden. Sie war besonders in Süddeutschland und den Mittelgebirgen von Bedeutung, wo sich oft Kaltluftseen bilden. In flacheren, maritimen Regionen wie Norddeutschland hatte die Regel hingegen weniger Relevanz, da milde atlantische Luftmassen dort dominieren.

Der Klimawandel hat die Gültigkeit vieler traditioneller Bauernregeln jedoch verändert. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) sind die Herbstmonate, einschließlich des Novembers, heute deutlich wärmer als früher. Während die physikalische Grundlage der Strahlungskälte weiterhin besteht, sind die Ausgangstemperaturen also höher, was die Intensität der Kälte abschwächt. Zudem hat die Dominanz maritimer Luftmassen die Zuverlässigkeit der Regel als Indikator für einen harten Winter geschwächt.

Die langfristige Prognose der Regel, dass klare Novembernächte einen harten Winter ankündigen, ist in der modernen Klimaperiode kaum noch haltbar. Die Winterprognose heute hängt weniger von lokalen Phänomenen ab, sondern wird von globalen klimatischen Mustern wie der „Arctic Oscillation“ oder der Stärke des Polarwirbels bestimmt. Diese komplexen Muster überstimmen die lokalen Signale, die einst als verlässliche Indikatoren galten.

Die langfristige Gültigkeit der Regel ist stark eingeschränkt. Die ursprüngliche Annahme, dass klare Novembernächte auf einen harten Winter hindeuten, ist in der heutigen Zeit nicht mehr zuverlässig. Die globale Erwärmung und die damit verbundenen Veränderungen in der atmosphärischen Zirkulation haben die statistische Basis der Regel entwertet. Allerdings stehen dennoch kalte Tage bevor: Polarluft bringt jetzt Frost und Schnee nach Deutschland.

Bauernregeln im Wandel der Zeit

Die Bauernregel „Wenn im November die Stern‘ stark leuchten, lässt dies auf bald viel Kälte deuten“ mag nicht mehr zeitgemäß und langfristig verlässlich sein, doch sie ist heute vor allem ein Stück kulturelles Erbe. Ob sich die Regel in diesem Jahr bewahrheitet, bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Die moderne Meteorologie bietet weitaus präzisere Werkzeuge, um die Härte des kommenden Winters vorherzusagen. Bewahrheitet sich die alte Bauernregel? So hart wird der Winter 2025 wirklich.