Hochwasser 2024: Sirenen-Versagen sorgt für Kritik im Ampertal

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Im Fachgespräch: THW-Chef Michael Wüst, Feuerwehrkommandant Friedrich Moser und Kreisbrandmeister Markus Hermann beim Hochwassertag in Allershausen. © Lorenz

Bei einer Infoveranstaltung in Allershausen erklären Feuerwehr und Experten, warum Warnsysteme beim Hochwasser nicht funktionierten und geben Tipps zur Vorsorge.

Allershausen – „Ich hab‘ schon viel erlebt, aber sowas noch nie“, erinnerte sich der Kommandant der Allershausener Freiwilligen Feuerwehr, Friedrich Moser, und meinte damit das verheerende Hochwasser im Juni 2024, das bis heute den Menschen tief in den Knochen steckt. Bei der Informationsveranstaltung „Gemeinsam vorsorgen im Ampertal“ in der Ampertalhalle blickte er gemeinsam mit Kreisbrandmeister Markus Hermann zurück – aber auch nach vorne.

„Wir wurden von den Ereignissen überrumpelt“, daran kann sich auch Hermann noch gut erinnern. Innerhalb von nur kurzer Zeit seien über 300 Einsatzmeldungen in der Zentrale eingegangen, genügend Zeit zum Durchschnaufen habe es dann ab diesem Zeitpunkt nicht mehr gegeben. Eine treibende Mülltonne in der Glonn sei laut den beiden Fachleuten ihr improvisierter Pegelmesser gewesen, jedenfalls bis deutlich wurde, dass die Region auf eine Katastrophe zusteuere.

Sehr schnell hob hier ein Gast die Hand und wollte wissen, weshalb es zu keiner Auslösung der Sirenen gekommen war, um damit die Bevölkerung frühzeitig zu warnen. Dazu erklärte Moser, dass die Sirenen durchwegs alt seien, weshalb über diese Anlagen nur Feueralarm laufen könne, aber eben kein Katastrophen-Alarm oder gar Durchsagen. Dieser Missstand werde allerdings gerade behoben, die Sirenen werden nach und nach aufgerüstet und ausgetauscht, aber auch hier spiele logischerweise das Geld eine Rolle.

Was Moser wie auch Hermann ebenfalls ansprachen: „Wir haben sehr viel Kritik einstecken müssen, weil wir nicht gleich alle Keller ausgepumpt haben. Aber wenn der Grundwasserspiegel zu hoch ist, ist der Druck auf den Keller gewaltig – dann geht mehr kaputt, als wir retten können.“ Diesbezüglich gab es dann auch gleich einmal einen Tipp: „Niemals den Keller betreten, wenn das Wasser drin steht.“ Denn dann bestehe akute Lebensgefahr. „Das Gleiche gilt für Tiefgaragen.“ Aber auch Strom kann zu einer Gefahr werden, wenn im Keller das Wasser in Steckdosen oder ähnliches läuft.

Was für einen großen Aufwand gesorgt hat, war das Thema Heizöl. „Das hing dann überall, auch am Obst und Gemüse, da war alles verpestet und musste gesondert entsorgt werden“, sagte Moser. 80 000 Liter Öl wurden aus dem Hochwasser herausfiltriert. Auch das Retten von Menschen kann kompliziert werden, wie Moser erklärte. Denn Evakuationen werden häufig nicht früh genug akzeptiert, dadurch steige aber die Lebensgefahr für die Helfer in einem rasanten Tempo – hier plädierten beide für eine frühe Entscheidung, das Haus bei drohender Gefahr zu verlassen und auf die Fachmeinung der Retter zu hören.

Weitere Tipps für den Katastrophenfall: Die Bürger sollten vorbereitet sein, genügend Lebensmittel und Wasser zu Hause haben und sich an Notfall-Checklisten halten. „Das Wasser kam schnell und heftig, mit einer gewaltigen Wucht“, betonte Moser. „Und wir haben gesehen, dass die technischen Möglichkeiten bei so etwas an ihre Grenzen kommen.“

Umsetzen konnten die zahlreichen Besucher die Tipps der Floriansjünger, sich früh genug um den Eigenschutz zu kümmern, nur wenige Schritte weiter in der räumlich abgetrennten Halle. Denn dort präsentierten zahlreiche Hersteller den neusten Stand in puncto Gefahrenabwehr mit etwa Hochwasserbarrieren für zu Hause oder Pumpanlagen für vollgelaufene Keller.