Eine verletzte Wanderin aus Bayern stirbt in Österreich, nachdem ein Spital sie abweist. Es ist der zweite tragische Fall binnen kurzer Zeit.
Wien – Nach dem tödlichen Unglück einer 63-jährigen Wanderin aus Bayern kommen neue Details des Vorfalls in Österreich ans Licht: Die Frau soll vor ihrem Flug in das Klinikum Wels von zwei anderen Krankenhäusern abgewiesen worden sein. Der Fall wirft erneut Fragen zur Kapazität des österreichischen Gesundheitswesens auf, da es sich um den zweiten Vorfall binnen weniger Tage handelt.
Das Unglück hatte sich bereits am Mittwoch (22. Oktober) ereignet. Zwei Bergsteiger aus Altmünster hatten beim Abstieg vom Traunstein eine bewusstlose Frau gefunden, die mit schwersten Kopfverletzungen zwischen 50 und 70 Metern unterhalb des Wanderpfads lag. Die alarmierte Bergrettung habe die 63-jährige Bayerin aufgrund des unwegsamen Geländes per Tau am Helikopter geborgen. „Der Notarzt hat sich auch oben am Berg schon bemüht, aber für die eigentliche Erstversorgung, also Intubation und Atemwege frei machen, hätte die Frau ins Krankenhaus nach Gmunden geflogen werden sollen“, erklärte Stefan Oberkalmsteiner, Ortsstellenleiter der Bergrettung Gmunden, gegenüber der Kronen Zeitung.
Tödlich verletzte deutsche Wanderin von Krankenhaus abgewiesen – weil Schockraum belegt ist
Doch das nur wenige Flugminuten entfernte Salzkammergut Klinikum Gmunden erteilte eine Absage, wie nun bekannt wurde. Christine Dörfel, Sprecherin der OÖ-Gesundheitsholding, informierte auf Nachfrage der Kronen Zeitung: „Zu dem Zeitpunkt war das Team im Klinikum Gmunden mit einer Notfallversorgung gebunden und der Schockraum des Klinikums Vöcklabruck ebenfalls bereits mit einem Notfall belegt.“
Die 63-Jährige sei daraufhin auf einer Lichtung am Fuße des Traunsteins erstversorgt und anschließend ins weiter entfernt gelegene Klinikum Wels transportiert worden. Dort verstarb sie am Freitagmorgen an ihren Verletzungen. „Dass wir einen Notfallpatienten nicht ins Spital bringen konnten, weil der Schockraum belegt war, habe ich so noch nicht erlebt“, fügte Oberkalmsteiner hinzu.
Laut dem Geschäftsführer der Oberösterreichischen Gesundheitsholding handelten die Krankenhäuser in dem Moment richtig. Im Klinikum Gmunden habe es einen Kinder-Notfall gegeben, in Vöcklabruck sei der Schockraum belegt gewesen. Angesichts der Umstände war die Versorgungskette im Fall der 63-Jährigen in seinen Augen „ganz gut gewährleistet“, so Franz Harnoncourt in der Sendung ZIB2. Er bezeichnete es als „sinnvoll, in das nächstgelegene große Krankenhaus mit einer unfallchirurgischen Abteilung“ zu fliegen. Von einem Versorgungsproblem könne nicht die Rede sein. Viel mehr seien „die Abläufe gut getaktet“ gewesen.
Weiterer Fall schockiert Österreich: Frau wird von zwei Kliniken abgewiesen und stirbt kurz darauf
Der Fall reiht sich in eine Serie tragischer Ereignisse binnen kurzer Zeit ein: Mitte Oktober sorgte der Tod einer weiteren abgewiesenen Notfall-Patientin in Österreich für Diskussionen. Die 54-Jährige war mit Brustschmerzen ins Krankenhaus Rohrbach gegangen, wo ein Aorteneinriss festgestellt wurde. Der konnte aber nach Auskunft der Klinik nicht vor Ort behandelt werden. Deshalb sollte die Frau in ein für solche Operationen geeignetes Klinikum überstellt werden, wie eine Sprecherin der dpa bestätigte.
Doch weder in drei angefragten österreichischen Landes- und Unikliniken noch im Krankenhaus Passau habe man sie unter anderem wegen kompletter Auslastung der Intensivbetten übernehmen können, wie Recherchen der Kronen Zeitung und der österreichischen Nachrichtenagentur APA ergaben. In einem mehr als 100 Kilometer entferntem Krankenhaus habe es schließlich eine Zusage gegeben. Die Frau sei jedoch nicht mehr transportfähig gewesen. Sie starb kurze Zeit später.
Der Fall müsse lückenlos aufgeklärt werden, sagte Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ) der Kronen Zeitung „Das darf in unserem Gesundheitssystem einfach nicht vorkommen.“ Nun soll unter anderem das Notfallmanagement nachgeschärft werden. „Es ist zutiefst erschütternd, wenn ein Mensch sein Leben verliert, weil im entscheidenden Moment kein Platz für eine lebensrettende Operation gefunden wird.“ Zu dem letzten Vorfall am Traunstein äußerte sie sich bislang nicht. (Quellen: Kronen Zeitung, ORF Zeit im Bild, dpa, APA) (no)