Dieses Spitzenspiel, das nun wahrlich keines wahr, weil es dafür zwei Spitzenteams gebraucht hätte – dieses sogenannte Spitzenspiel befand sich in seinen letzten Zügen, als Sky-Kommentator Wolff Fuss schon einmal bilanzierte. Die B-Elf des Meisters hatte die A-Elf des Vizemeisters im Schongang vorgeführt, aber immerhin sei es "im Rahmen" geblieben, freute sich Fuss. 3:0 für den FC Bayern über Bayer Leverkusen. Nur 3:0.
Das sagte viel aus über die Bundesliga im Herbst 2025, wahrscheinlich sogar: alles.
Vor der Halbzeit hatte Fuss von einer "Lehrstunde" für die Leverkusener fabuliert – und dies, obwohl Bayern-Trainer Vincent Kompany im Vergleich zum Pokal-Erfolg über Köln (4:1) gleich siebenmal in seiner Startformation gewechselt hatte; unter anderem saßen Harry Kane, Michael Olise und Luis Diaz auf der Bank, Belastungssteuerung nennt man so etwas heute.
FC Bayern ganz locker, Matthäus kritisiert Leverkusen harsch
Trotzdem ging's den neuformierten Bayern locker-leicht von der Hand, Pardon: dem Fuß. Serge Gnabry (25. Minute), Nicolas Jackson (31.) sowie ein Eigentor von Leverkusens Loïc Badé (44.) regelten die Verhältnisse, erst zur Stundenmarke kamen Kane, Olise und Diaz, der Rest: aktive Erholung. Es war Bayerns 15. Sieg im 15. Saisonspiel.
Für Leverkusen endeten zwei imposante Serien. Gegen Bayern hatte die Werkself zuletzt vor über drei Jahren ein Bundesligaspiel verloren, außerdem war es die erste Liga-Auswärtsniederlage seit 898 Tagen (Mai 2023).
Das große Problem am Samstagabend: die Frage nach dem Wie.
"Mich ärgert, wie Leverkusen in der ersten Halbzeit gespielt hat", monierte Sky-Experte Lothar Matthäus. "So passiv! Sie haben die ersten 45 Minuten verschlafen, nicht die Einstellung mitgebracht oder sind schon mit der Haltung hergekommen: Oh, die Bayern sind übermächtig. Aber man muss sich dagegen wehren!"
Nun hat Leverkusen einen XXL-Sommer-Umbruch hinter sich, im Team tummeln sich Namen, die Fußballfans zuweilen noch immer nachschlagen müssen. In München begannen Badé, Jarell Quansah, Jeanuël Belocian, Arthur, Ernest Poku und Claudio Echeverri, Jungprofis wie Ibrahim Maza (19), Christian Kofane (19) oder Eliesse Ben Seghir (20) wurden eingewechselt.
Das mag eine Erklärung fürs chancenlose 0:3 sein, aber kein Alibi. Der FC Bayern hatte zur Halbzeit fünf und am Ende sechs Kilometer mehr abgespult als die zaghaften Leverkusener, die in der 81. Minute ihren ersten Schuss aufs Bayern-Tor verbuchten.
Bayer ohne Mumm bei Bayern: "Ich bin mit anderen Erwartungen ins Stadion gegangen"
Matthäus formulierte die Mängelliste: "Keine Aktionen nach vorne, keine Giftigkeit, nicht bissig genug in den Zweikämpfen. So machst du es Bayern zu einfach. Und solche Tore bekommst du dann auch gegen andere Mannschaften. Du musst Mut haben! Ich erwarte ja gar nicht, dass sie die Bayern hier dominieren. Aber die Art und Weise, wie sie es angegangen sind, ist enttäuschend. Ich bin mit anderen Erwartungen ins Stadion gegangen."
Bayer-Kapitän Robert Andrich gestand bei Sky, den Bayern "in keiner Phase wirklich Paroli geboten" zu haben. "Viel zu schläfrig" habe Leverkusen agiert, "immer im gleichen Tempo, immer zu langsam. Das zweite Tor war ein Paradebeispiel: Da lädst du Bayern ein. Und dafür sind sie einfach zu gut, egal wer spielt."
Auch dies: eine schmerzhafte Erkenntnis für die Bundesliga.
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