„Totaler Scheiß“: Kripo findet Kinderpornografie – Mann (60) legt sein Ehrenamt nieder

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Das Ebersberger Amtsgericht. © PETER KEES

Hunderte inkriminierte Bilder und mehrere kinderpornografische Videos stellt die Kriminalpolizei bei einer Hausdurchsuchung im westlichen Landkreis sicher. Dem Besitzer der Dateien ist seine Sammlung vor dem Ebersberger Amtsgericht ausgesprochen peinlich.

Landkreis – Splitterfasernackt posieren die kleinen Mädchen – manche keine zehn Jahre alt – vor der Kamera; entblößen ihre intimsten Stellen oder halten die erigierten Geschlechtsteile erwachsender Männer in der Hand. 428 solcher inkriminierter Fotos sowie mehrere Missbrauchs-Videos hat die Kriminalpolizei bei einer Hausdurchsuchung im westlichen Landkreis entdeckt. Wegen des Besitzes von Kinderpornografie muss sich jetzt der 60-jährige Inhaber der Dateien vor dem Ebersberger Amtsgericht verantworten. Seine Tat scheint ihm dort ausgesprochen peinlich zu sein.

Hinweis zur Kinderpornografie-Sammlung kam aus den USA

Wie versteinert hockt der Vater zweier erwachsender Kinder auf der Anklagebank, ringt öfter einmal um die richtigen Worte, wobei ihm bestimmte Begriffe nicht so recht über die Lippen kommen wollen. So spricht er in Bezug auf die bei ihm aufgefundenen kinderpornografischen Bilder stets von „diesen Sachen“, bei den besuchten Pornoseiten von „diesen Internetseiten“. Es sei ein „totaler Scheiß“ gewesen, was er damals gemacht habe, erklärt der 60-Jährige nuschelnd, ohne viel weiter auf die schweren Vergewaltigungsbilder einzugehen, die er auf Laptop und CD‘s abgespeichert hatte.

Aufgekommen ist die strafbare Fotosammlung des Industriemechanikers durch das „Nationale Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder“ (NCMEC) aus den USA. Über die Organisation erhalten US-Software-Riesen, in diesem Fall Microsoft, automatisierte Hinweise, wenn als Kinderpornografie identifizierte Inhalte auf deren Plattformen hochgeladen werden, erklärt ein Kripobeamter vor Gericht. Die verdächtigen Anschlüsse meldet das NCMEC an Strafverfolgungsbehörden – auch in Deutschland. Und so steht beim Angeklagten im Dezember vor zwei Jahren die Polizei vor der Haustüre.

Angeklagter (60) legt nach Hausdurchsuchung sein Ehrenamt nieder

Ab dem Punkt habe sich das Leben des heute 60-Jährigen radikal verändert. Auf Rat von Polizei und Anwalt habe er sein Ehrenamt bei der Feuerwehr in seinem Heimatort aufgegeben, sich über einen Therapieplatz erkundigt und seinen Kinderporno-Konsum komplett eingestellt. „Ich war seither auf keiner dieser Seiten mehr“, sagt er. Und: „Es geht mir auch überhaupt nicht ab.“ Durch ein Urteil erhoffe er sich jetzt eine „zweite Chance“ und die Möglichkeit, sein „ehemaliges“ Verlangen nach kindlich, aufreizenden Bildern aufzuarbeiten.

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Die reuige Einsicht erkennt Amtsrichterin Anne Leiding an, mahnt im gleichen Atemzug allerdings: „Hinter jedem Bild steht das schwere Schicksal eines Kindes. Das muss ihnen bewusst sein!“. Dem Mann erlegt sie letztlich eine Freiheitsstrafe von acht Monaten zur Bewährung auf – samt Therapie als Auflage.