Er soll junge Menschen in Missbrauch, Selbstverletzung und Gewalt getrieben haben: Ein 25 Jahre alter Niederländer hat seine Teilnahme an einem sadistischen Online-Netzwerk zugegeben. Er habe die Gewalt verherrlichende Gruppe „No Lives Matter“ (Leben zählen nicht) gegründet und sei dort auch aktiv gewesen, sagte der 25. Jahre alte Justin B. in Rotterdam vor Gericht. In den Chatgruppen des Netzwerks sollen Jugendliche zu Gewalttaten, Selbstverletzung oder sexuellem Missbrauch angetrieben worden sein.
B. bestreitet jedoch nach den Worten seines Verteidigers die direkte Beteiligung an Gewalttaten. Bisher ist nicht deutlich, welche Gewalttaten ihm konkret zur Last gelegt werden. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.
Die Polizei identifizierte nach eigenen Angaben bereits Dutzende mutmaßliche Opfer. Inzwischen wurde ein weiterer Verdächtiger, ein 22 Jahre alter Mann aus Hoofddorp bei Amsterdam, festgenommen, der ebenfalls zu dem Netzwerk gehören soll.
„Nicht mehr aktiv“
Er sei nicht mehr aktiv an der Gruppe beteiligt, sagte der Angeklagte. Er sei zum Christentum konvertiert und habe „sein Leben in Ordnung gebracht“. B. war im Juli in Eindhoven festgenommen worden.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, mehr als fünf Jahre lang eine führende Rolle in der Gruppe gespielt zu haben. Die Ankläger sprechen von einer terroristischen Vereinigung mit dem Ziel, Jugendliche zu schweren Gewalttaten und sogar Mord anzustacheln.
Internet-Name in Körper geritzt
Der Internet-Name des Angeklagten war „Cxrpse“ nach dem englischen Wort für Leiche. Die Staatsanwaltschaft sagte, dass in seinem Computer Aufnahmen gefunden worden waren, auf denen Personen den Namen Cxrpse in ihren Körper geritzt hätten. Auf B.s Computer hatte die Polizei auch Videos mit extremen Gewalttaten gefunden, die er verherrlicht hatte.
Weltweites Netzwerk
Die Gruppe „No Lives Matter“ gehört der Anklage zufolge zu dem weltweit operierenden „Com-Netzwerk“. Gruppen in dem Netzwerk werden mit Erpressung, Kinderpornografie und extremer Gewalt in Verbindung gebracht.
Einen ähnlichen Fall gibt es auch in Deutschland: Vor kurzem wurde in Hamburg ein junger Mann angeklagt, der unter dem Namen "White Tiger" ebenfalls online Kinder zu selbstverletzenden Handlungen bis hin zum Suizid getrieben haben soll.