"Mal wieder ist Verbraucher der Feind": Leser-Kritik an Gas-Aus

Ein Beschluss mit Signalwirkung bringt die Kommentarspalten zum Brodeln: Ein Artikel über das drohende Gasnetz-Aus bis 2045 löst eine intensive Leserdebatte aus. 

Die Diskussion wird von grundlegendem Misstrauen gegenüber der Stilllegung und der Zukunftsfähigkeit alternativer Heizmethoden dominiert; viele befürchten Versorgungsprobleme und kritisieren eine scheinbar planlose Klima- und Energiepolitik. Auf der anderen Seite äußern Kommentierende handfeste soziale Sorgen – steigende Kosten und fehlende Perspektiven für weniger zahlungskräftige Haushalte stehen im Vordergrund. Daneben machen sich Skepsis gegenüber der generellen Energiewende, Kritik an den politischen Entscheidungswegen sowie Zukunftsängste breit, während eine kleinere Gruppe elektrisches Heizen als Fortschritt anpreist. 

Verteilung der Meinung zu "Leserstimmen zum Gasnetz-Aus: Zwischen Sorge, Zorn und Aufbruch"
Die Debatte spiegelt eine tiefgreifende Unsicherheit über Deutschlands Energiestrategie wider – begleitet von sarkastischen, resignierten Tönen bis zu vorsichtigem Optimismus. FOCUS Online

Kritik an Stilllegung als widersprüchlich und unwirtschaftlich

Den größten Anteil (26 Prozent) der Leser staunt über das Vorhaben, das funktionierende Gasnetz zurückzubauen. Sie empfinden den Schritt als widersprüchlich und unwirtschaftlich, hinterfragen die Auswirkungen auf Versorgungssicherheit – insbesondere im Zusammenhang mit geplanten Gaskraftwerken – und kritisieren die mangelnde Bürgerbeteiligung sowie die zusätzliche Belastung für öffentliche Gebäude.

"Auf die Idee, ein funktionierendes Gasverteilnetz aus der Erde zu entfernen, können nur verirrte Deutsche kommen. Es muss ja weiterhin Erdgas geben, sonst würde man ja nicht viele Gaskraftwerke wegen der Dunkelflaute/Windstille bauen wollen."  Zum Originalkommentar

"Man sollte auch bedenken, dass alle öffentlichen Gebäude vom Rückbau betroffen sind. Die Städte und Gemeinden jammern heute schon über klamme Stadtkassen. Aber Schulen, Schwimmbäder, Rathäuser, Kindergärten und andere öffentliche Gebäude dürfen nicht ohne Heizung dastehen. Die Frage ist auch, ob sich ein Rückbau eines Gasnetzes rechnet. 30-40 Jahre alte Leitungen aus dem Boden zu holen, für ein bisschen Schrottwert. Dazu Wege oder Straßen aufzureißen und wieder zu schließen, steht, glaub ich, in keinem Verhältnis."  Zum Originalkommentar

"Nach der zerstörten Atominfrastruktur kommt jetzt das Gasnetz dazu. Wenn alles zerstört ist, kommen dann die Fragen, warum denn das? Jeder Industrielle baut keine Infrastruktur zurück, denn man könnte sie ja nochmals brauchen. Außerdem kostet es Geld. Aber da haben die Gemeinden und Städte ja genug. Gibt es ein anderes Land, das sein Gasnetz zurückbaut?"  Zum Originalkommentar

"Es ist schlichtweg vermessen, seitens der Kommune das Gas auszubeschließen, ohne eine funktionierende, bezahlbare Möglichkeit zum Heizen zu haben. Ständig wird über den Köpfen der Bevölkerung hinweg etwas beschlossen, was jedweder Vernunft entspricht."  Zum Originalkommentar

"Erst die Atomstrommeiler sprengen, jetzt die Gasnetze stilllegen - das hat doch alles der Steuerzahler bezahlt, ist also unser Eigentum. Wie will sich die Politik da rausreden?"  Zum Originalkommentar


Anmerkung/Einordnung zum Thema "Rückbau" vs. "Stilllegung: 

Der Unterschied zwischen Stilllegung und Rückbau eines Gasnetzes in Deutschland liegt im Umfang der Maßnahmen und den rechtlichen Folgen:

  • Stilllegung bedeutet, dass das Gasnetz außer Betrieb genommen, also nicht mehr genutzt oder mit Gas betrieben wird. Die Infrastruktur (Leitungen, Stationen etc.) bleibt jedoch bestehen und wird lediglich gesichert, um keine Gefährdung darzustellen. Damit bleibt die Option offen, das Netz später wieder in Betrieb zu nehmen oder für andere Zwecke (z. B. Wasserstofftransport) umzunutzen.
  • Rückbau hingegen ist die vollständige Entfernung der Anlagen und Leitungen. Damit wird das Netz dauerhaft aufgegeben, und die Fläche kann für andere Zwecke genutzt werden. Ein späterer Wiederaufbau wäre technisch und wirtschaftlich sehr aufwendig.

Warum es voraussichtlich eine Stilllegung wird:
Angesichts der Energiewende und der langfristigen Dekarbonisierung plant Deutschland, die bestehenden Gasnetze perspektivisch nicht vollständig abzubauen, sondern stillzulegen, um sie später eventuell für klimaneutrale Gase wie Wasserstoff zu nutzen. Eine Stilllegung ist somit kostengünstiger, flexibler und strategisch sinnvoller, weil sie die vorhandene Infrastruktur erhält und Optionen für eine spätere Transformation offenhält.
 

Sorge um soziale Belastung durch Heizungsumstieg

Mit einem Anteil von 15 Prozent sorgen sich viele Leser insbesondere über die finanziellen Belastungen des Umstiegs auf neue Heiztechnologien. Im Fokus stehen Rentner und sozial Schwächere, aber auch Eigentümer nicht wärme pumpenfähiger Häuser. Viele kritisieren, dass praktikable, sozial verträgliche Lösungen fehlen und warnen vor steigender Alters- und Energiearmut.

"Super, da zwingt man mich als Rentner, Geld, das ich nicht habe, für Dinge auszugeben, die ich eigentlich überhaupt nicht brauche, auszugeben. Eine neue Gastherme kostet etwa 5-10 k€, eine WP-Anlage ein Mehrfaches davon, von den Stromkosten ganz zu schweigen. 2045 werde ich 86 Jahre alt sein, mit ein bisschen Glück hat sich die Sache für mich bis dahin erledigt."  Zum Originalkommentar

"Wer soll das bezahlen? Vor allem diejenigen, wie Rentner, die es sich nicht leisten können? Und was passiert mit Häusern, die nicht WP-fähig sind? Müssen sie ihr Haus verkaufen? Was für ein Irrsinn..."  Zum Originalkommentar

"In 15 Jahren kann sich sowieso kein Deutscher mehr die Beheizung der Wohnung leisten, abgesehen natürlich von den Relevanten."  Zum Originalkommentar

"Was das für Verbraucher bedeutet, es wird um einiges teurer und die Versorger haben den Schampus schon kaltgestellt."  Zum Originalkommentar

"Mit Gas zu heizen war immer sehr preisgünstig. Mal wieder ist der Verbraucher der Feind, der abgezockt werden muss. ..."  Zum Originalkommentar

Zweifel an deutscher Klimapolitik und Energiewende

Rund 14 Prozent der Community artikulieren grundsätzliche Zweifel an der deutschen Klimapolitik und Energiewende. Sie hinterfragen die Wirtschaftlichkeit, bezeichnen die Ziele als unrealistisch und bemängeln den fehlenden Einfluss Deutschlands auf die globale Klimabilanz.

"Zuerst wurde und wird die deutsche Wirtschaft durch die Grüne Energiewende ruiniert, danach die Verbraucher. Am Weltklima ändert das allerdings überhaupt nichts."  Zum Originalkommentar

"Die Klimaideologen drehen am Rad. Kein vernünftiges Land in der Welt verzichtet freiwillig auf Gas und Öl, das wird alles weiter verwendet."  Zum Originalkommentar

"Deutschland "transformiert" sich wegen fiktiver Klimaziele auf Teufel komm raus und ruiniert sich damit vollständig. Aber die großen Volkswirtschaften USA, Indien, China, Indonesien usw. machen weiter mit Öl und Gas. Wird sogar neu gefördert."  Zum Originalkommentar

"Man kann nur hoffen, dass die Bürger endlich zur Besinnung kommen und begreifen, dass Deutschland das Klima nicht retten kann und sich nur selber ruiniert! Einfach nicht mehr CDU, SPD, Linke und Grüne wählen und schon wird dieser Mumpitz beendet!"  Zum Originalkommentar

"Unfassbare Kosten für Millionen Bürger und z.T. kaum lösbare Technikprobleme in Großwohnanlagen und Großstädten. Dies läuft gegen den Umweltschutz und hilft, unsere Wirtschaft zu ruinieren. Diese Politiker sind für mich untragbar und gehören konsequent abgewählt."  Zum Originalkommentar

Vertrauenskrise gegenüber Politik und Entscheidungsprozessen

Mit 13 Prozent Anteil manifestiert sich in dieser Gruppe großes Misstrauen gegenüber Regierung und Politik. Leser monieren fehlende Bürgerbeteiligung, kritisieren Entscheidungsprozesse und sehen in den Maßnahmen bewusste Verunsicherung – verbunden mit Warnungen vor künftigen Wahlentscheidungen.

"Spätestens 2045 kein Erdgas mehr. Wer's glaubt. Und das bei der Zuverlässigkeit unserer Regierung? Vielleicht ist man dann froh, wenn es noch einige Gasheizungen gibt, wo die Nachbarn sich wärmen können."  Zum Originalkommentar

"So so, Städte, Kommunen und Gemeinden entscheiden also über die Köpfe der Bürger hinweg, wie künftig geheizt werden darf. Vielleicht sollten wir Eigentümer von Immobilien und Grundstücken, Unternehmer, uns mal entscheiden, ob und wie viel Steuern wir an die Kommunen, Städte und Gemeinden abführen."  Zum Originalkommentar

"Wir haben doch alle 4 Jahre Wahlen, diesmal waren es sogar nur 3 Jahre. Muss man mal an der Urne überlegen, welche Partei noch wählbar ist oder weiter wählen wie seither und im Winter kalt sitzen."  Zum Originalkommentar

„Stromausfall – und dann?“ – Bedenken zur Versorgungssicherheit

Einige Leser (neun Prozent) äußern konkrete Sorgen zur Versorgungssicherheit: Sie fürchten, dass die Abhängigkeit von Strom und erneuerbaren Energien bei Blackouts und Dunkelflauten unkalkulierbare Risiken birgt. Kritisch werden auch die Pläne für konventionelle Reservekraftwerke hinterfragt.

"Alles auf Wärmepumpe mit Flatterstrom ohne AKWs? Bei einem Blackout im Winter wird es dann richtig lustig."  Zum Originalkommentar

"Keine Kernenergie, kein Gas, keine Kohle und kein Öl, da kommen kalte und dunkle Zeiten auf Deutschland zu. Hoffentlich gibt es im Winter einen tagelangen Blackout, so kommt man vielleicht noch rechtzeitig zur Besinnung, bevor noch mehr Schaden angerichtet wird."  Zum Originalkommentar

"Stromverbrauch ~450 TWh/a, Gasverbrauch 844 TWh/a, dazu 70 TWh H2/a. Schon diese Zahlen zeigen, dass es völlig unmöglich ist umzusteigen. Wo soll die Energie denn herkommen, selbst wenn wir uns massiv einschränken?"  Zum Originalkommentar

„Elektrisch heizen ist Fortschritt!“ – Chancen für neue Technologien

Etwa neun Prozent sehen im Abschied vom Gasnetz eine Chance zur Modernisierung und betonen die Vorteile von elektrischen Heizmethoden. Argumentiert wird mit niedrigeren Wartungskosten, mehr Sicherheit und Unabhängigkeit von Importen. Einige fordern mehr Offenheit für klimafreundliche Innovationen.

"Halten wir mal fest: Elektrisch heizen bedeutet weniger Aufwand der Netzwartung, keine Gefahr von CO2-Vergiftungen, keine Gas-Explosionen, keine Abhängigkeit von anderen Ländern und bedeutend niedrigerer Energieverbrauch generell. Warum hat man was gegen Fortschritt? Und jetzt bitte nicht das Thema Sanierung bei Wärmepumpen! Wer neue Heizung einbaut, sollte generell energetisch sanieren, würde sonst unnötig Gas verheizen. Das Argument gilt nicht mehr."  Zum Originalkommentar

"Einen Großteil der bisherigen Kommentare zusammenfassend, kann man nur sagen, dass die Politik ja gar keine andere Wahl hat, als uns die Pistole auf die Brust zu setzen, denn die meisten von uns scheinen ja nicht gewillt, sich aus freien Stücken mal mit Technologie zu beschäftigen, mit der unsere Art zu leben besser mit dem Klimaschutz in Einklang zu bringen ist. Wenn man sich mal darauf einlässt, wird man schnell merken, dass grünes Leben billiger ist. Horrende Mehrkosten erwarten nur die, die der Meinung sind, sich dem notwendigen Veränderungsdruck widersetzen zu müssen."  Zum Originalkommentar

"Die nächste Heizung wird eine Erdwärmepumpe. Aber das lassen wir in ca. 10-15 Jahren völlig entspannt auf uns zukommen."  Zum Originalkommentar

Praktische & ironische Alternativen

Mit dem verbleibenden Anteil von zwölf Prozent versammeln sich verschiedene Kommentare: Von praktischen Vorschlägen wie Flüssiggastanks oder Holzheizungen, über Visionen von Methan-Nutzung, bis hin zu ironischen bis sarkastischen, persönlichen und resignierten Beiträgen.

"Ein preiswerter Umbau auf Flüssiggas mit Tank ist immer möglich. Da braucht man kein Netz mehr."  Zum Originalkommentar

"Für die meisten Häuschenbesitzer kommt ein Flüssiggastank im Garten in Betracht. Da gibt es auch dann keine Netzentgelte mehr."  Zum Originalkommentar

"Also dann wieder Ölheizung oder Kohleheizung oder Holzheizung? Ich habe mir schon Petroleumlampen gekauft. Eine gut erhaltene Kutsche konnte ich bei eBay bekommen, und den Gaul hole ich mir aus Frankreich. Ein Posthorn habe ich bereits. Mein Lagerfeuerplatz wird gerade gebaut, und die Erdhöhle steht kurz vor der Vollendung. Alte Bärenfelle konnte ich beim Trödler erwerben. Steinäxte und Faustkeile haben mir Bekannte geschenkt. Also ich glaube, ich bin zukunftssicher aufgestellt."  Zum Originalkommentar

"Bin ich froh, da schon 73 und den Zirkus hier nicht mehr allzu lange mitmachen muss."  Zum Originalkommentar

"Ich denke, dass ich 2045 nicht mehr leben werde. Bis dahin betreiben wir unsere Flüssiggasanlage. Ein Gasrohrleitungsnetz benötigt man dazu nicht."  Zum Originalkommentar

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