Fluglotse wechselt zu Lieferdienst, da während des Shutdowns weniger Gehaltszahlungen erfolgen

Luftverkehrscontroller Jack Criss hat während des längsten Regierungsstillstands in der jüngeren Geschichte der USA eine Nebenbeschäftigung angenommen. Da er nicht das gesamte Gehalt erhält, koordiniert der alleinerziehende Vater nun auch Essenslieferungen für den Lieferdienst DoorDash, um die Schulkosten seiner Tochter zu finanzieren. 

Wie das US-Medienhaus CBS berichtet, erntete Criss dafür Kritik von seinem Chef, dem Verkehrsminister Sean Duffy. Sein neuer Arbeitgeber hingegen will ihn finanziell unterstützen.

Verkehrsminister: Zusätzliche Belastungen gefährden die Flugsicherheit

"Es ist unglaublich schwierig. Es gibt eine spürbare Spannung", sagte Criss in einem Interview mit "CBS Saturday Mornings". Die Unsicherheit über den nächsten Gehaltseingang und die immense Verantwortung im Beruf, bei dem es keinen Spielraum für Fehler gibt, erschweren die Situation zusätzlich. "Stell es dir so vor: Du hast Druck und noch mehr Druck", sagte Criss im Interview. Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten musste der alleinerziehende Vater sogar seinen Rentenfonds anzapfen.

Gleichzeitig bekommt der Fluglotse Kritik von höchster Stelle. Der republikanische Verkehrsminister Sean Duffy betonte: "Sicherheit hat oberste Priorität für uns." Er wolle nicht, dass "seine Fluglotsen" einer Nebenbeschäftigung nachgehen. Die Flugsicherung sei herausfordernd genug. Doch Criss hebt im Interview mit dem US-Sendernetzwerk hervor, es gehe schlicht nicht mehr anders.

Unterstützungsangebot durch DoorDash: 10.000 Dollar für Fluglotsen

Sein neuer Arbeitgeber machte dem Vater daraufhin ein Angebot. Das Unternehmen wolle dem Fluglotsen eine Unterstützung von 10.000 US-Dollar zukommen lassen, umgerechnet 8600 Euro. "Wenn das Geld kommt, wäre das eine große Hilfe", sagte Criss CBS, und machte deutlich, dass er weiter auf eine Nebentätigkeit angewiesen sei. 

Zum Vergleich: Ein Fluglotse am Hamburger Flughafen berichtete gegenüber der "Zeit" von seinem Jahresgehalt von 100.000 und einem Renteneinstieg mit 57 Jahren. Die harte Ausbildung für diese herausfordernde und stressige Tätigkeit sei für bis zu 95 Prozent der Kandidaten nicht zu bewältigen.

Ein Fluglotse blickt konzentriert auf seine Anzeigetafeln und Bildschirme
Die mentale Belastung für Fluglotsen ist enorm. Sie müssen Höhe, Geschwindigkeit und Flugplan mehrerer Maschinen schnell und sicher koordinieren. Kleine Fehler können Menschen das Leben kosten (Symbolbild). Getty, 18percentgrey

So sieht der Arbeitsalltag von Fluglotsen aus

  • Schichtarbeit: Fluglotsen arbeiten in klar strukturierten Schichten mit maximal zwei Stunden Einsatz am Stück. Danach folgt eine verpflichtende Pause von 30 bis 60 Minuten, die ebenfalls als Arbeitszeit zählt und der mentalen Erholung dient.
  • Arbeitszeitmodell: Trotz eines offiziellen Acht-Stunden-Tages reduziert sich die tatsächliche Belastung durch regelmäßige Pausen und die hohe psychische Beanspruchung.
  • Einsatzzeiten: Auch nachts, an Wochenenden und Feiertagen muss der Luftraum überwacht werden, weshalb die Arbeitszeiten flexibel und durchgehend organisiert sind.
  • Ruhephasen: Nach mehreren Arbeitstagen folgen zwei bis drei freie Tage. Dieses Modell soll die Belastung ausgleichen und die Konzentrationsfähigkeit langfristig sichern.
  • Frühzeitiger Ruhestand: Bereits mit 52 Jahren ist der Eintritt in die Übergangsversorgung möglich. Voraussetzung sind 15 Berufsjahre, danach erhalten Fluglotsen bis zur regulären Rente bis zu 70 Prozent ihres letzten Gehalts.