Seit Jahren steht Prinz Andrew schon wegen seiner Verbindungen zum verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein (†66) in der Kritik. Auch dem Sohn der Queen selbst wird sexueller Missbrauch vorgeworfen. In den vergangenen Wochen hat sich die Lage im britischen Königshaus noch einmal zugespitzt. Immer mehr Vorwürfe gegen Andrew werden laut. Der Bruder von König Charles III. hat inzwischen sogar all seine Titel niedergelegt.
Doch obwohl der Epstein-Skandal schon seit Jahren die Schlagzeilen rund um den 65-Jährigen dominiert, sind einige wichtige Fragen bis heute offen.
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Wie gut kannten sich Prinz Andrew und Jeffrey Epstein – und wann hat der Prinz sich abgewendet?
Eine Frage wurde in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert. Wie gut kannten sich Andrew und Epstein eigentlich? Laut CNN hat Andrew in der Vergangenheit behauptet, Epstein durch dessen damalige Freundin Ghislaine Maxwell im Jahr 1999 kennengelernt zu haben. Die beiden Männer hätten sich im Laufe der Jahre allerdings nur "selten" gesehen, "wahrscheinlich nicht mehr als ein- oder zweimal im Jahr".
Aber stimmt das? Immer wieder tauchen Fotos von Epstein und Andrew bzw. Ghislaine Maxwell auf, die auf verschiedenen Veranstaltungen entstanden sind. Epstein und Maxwell besuchten sogar mehrfach auf Andrews Einladung hin Schloss Windsor, unter anderem zu seinem 40. Geburtstag, Prinzessin Annes 50. und Prinzessin Beatrices 18.
Laut Andrew habe er bereits im Jahr 2010 nach dessen ersten Gerichtsprozess den Kontakt zu Epstein abgebrochen. Doch gerade erst sind E-Mails aufgetaucht, die das Gegenteil zu beweisen scheinen. In den Nachrichten von Andrew an Epstein, die laut britischen Medien aus dem Jahr 2011 stammen sollen, soll der Royal ihm gesagt haben, dass sie "in engem Kontakt bleiben" sollten und "da gemeinsam drinstecken" würden.
Andrew und Epstein: Was wusste die Königsfamilie?
Und ab wann wusste die Königsfamilie über Andrews Verwicklungen Bescheid? Immerhin war Epstein öfter zu Gast in Schloss Windsor. Andersherum war auch Andrew oft Gast in Epsteins Anwesen – darüber mussten zumindest die Palast- und Sicherheitsmitarbeiter informiert gewesen sein. Ab wann Andrews Verwandte über den Skandal Bescheid wussten, ist jedoch unklar. Bisher schweigt die Königsfamilie zu diesem Thema. Die einzige Ausnahme: Andrews Ex-Frau Sarah Ferguson – auch sie ist in den Epstein-Skandal verwickelt und hat sich bereits durch einen Sprecher dazu geäußert.
Warum ist Andrew immer noch ein Prinz?
Andrew hat zwar seine royalen Titel, wie zum Beispiel Herzog von York, niedergelegt, ein Titel ist ihm aber geblieben: Er ist immer noch offiziell ein Prinz. Als Sohn der damals regierenden Monarchin trägt er diesen Titel seit seiner Geburt. Der zweifache Vater ist auch immer noch an achter Stelle in der Thronfolge.
Beides ließe sich jedoch ändern – was viele von Andrews Kritikern auch fordern. Um ihm den Prinzen-Titel abzuerkennen, müsste König Charles eine als "Letters Patent" bekannt Verfügung erlassen. Um Andrew aus der Thronfolge zu entfernen, ist ein Gesetzeserlass sowie die Zustimmung der Commonwealth-Staaten notwendig. Obwohl das sehr zeitaufwendig ist, ist es nicht unmöglich. Zuletzt kam es 1936 bei König Edward VIII., dem Onkel von Queen Elizabeth II., dazu.
Dauer-Streit: Warum wohnt Prinz Andrew noch in der Royal Lodge?
Gemeinsam mit Ex-Frau Sarah Ferguson wohnt Andrew schon seit Jahrzehnten in der Royal Lodge, einer 30-Zimmer-Villa im Windsor Great Park. Laut "Daily Mail" zahlt der 65-Jährige seit 22 Jahren dort keine reguläre Miete – obwohl das Anwesen schätzungsweise rund 260.000 Pfund pro Jahr koste. Der Grund dafür liegt in einem speziellen Vertrag, den Andrew im Jahr 2003 mit der Krone abschloss. Zu dieser Zeit zahlte er etwa eine Million Pfund für ein Wohnrecht bis 2078 – ein Abkommen, das ihm heute praktisch Unkündbarkeit sichert.
In den vergangenen Jahren wurden jedoch die Stimmen immer lauter, die sich über Andrews Wohnsituation aufregen – auch aus der Politik. Die Abgeordnete Meg Hillier, Vorsitzende des Finanzausschusses des Unterhauses, ärgerte sich zum Beispiel: "Wo Geld fließt, insbesondere wenn es um Steuergelder oder die Interessen der Steuerzahler geht, hat das Parlament die Verantwortung, Licht ins Dunkel zu bringen, und wir brauchen Antworten."