Nina Ruge erklärt: Was mehr über den Körper sagt, als der BMI

Der Body Mass Index (BMI) wird international anerkannt herangezogen, um den Grad von Übergewicht und damit einhergehende gesundheitliche Risiken abzuschätzen. Adipositas, also starkes Übergewicht, kann das Leben verkürzen, weil es chronische Krankheiten fördert. 

Der BMI wird berechnet, indem das Körpergewicht (zum Beispiel 75 Kilogramm) durch die Körpergröße zum Quadrat (zum Beispiel 1,75 mal 1,75) geteilt wird. In diesem Beispiel ergibt sich für 75 Kilogramm Körpergewicht und 1,75 Meter Körpergröße ein Wert von rund 25, was bereits die Grenze zum Übergewicht markiert.

Nina Ruge, Biologin und TV-Expertin, blickt auf über 30 Jahre Medienkarriere zurück. Sie ist Bestsellerautorin und Podcasterin im Bereich Zellbiologie des Alterns, engagiert sich für "Healthy Longevity". Sie ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen ihre persönliche Auffassung auf Basis ihrer individuellen Expertise dar.

Adipositas und die Fallstricke des BMI

Die Grenzen dieser Messmethode liegen auf der Hand: Der BMI unterscheidet nicht zwischen Muskel- und Fettmasse. So bestehen Arnold Schwarzeneggers hohe Kilos überwiegend aus Muskeln und nur wenig Fett, während bei anderen Menschen bereits das Bauchfett um die 30 Kilogramm oder mehr betragen kann. 

Subkutanes Fett ist das äußerlich sichtbare Fett an Hüfte, Bauch und Po, während viszerales Fett die Organe im Inneren umhüllt. Genau diese Verteilung ist entscheidend, wenn es darum geht, das Gefährdungspotenzial seriös einzuschätzen. Fachgesellschaften kritisieren daher, dass der BMI die tatsächliche Zusammensetzung von Fett- und Muskelmasse ungenau abbildet.

Alternative Messverfahren im Fokus

In der Fachzeitschrift "JAMA" wird eine Studie vorgestellt, die belegt, dass das sogenannte Waist-Hip-Verhältnis (WHR) deutlich besser auf das Sterblichkeitsrisiko hinweist als der bisherige BMI. Dabei wird der Bauchumfang ins Verhältnis zum Hüftumfang gesetzt. 

Andere Experten wiederum bevorzugen das Waist-to-Height-Verhältnis (WTH) und betrachten den Taillenumfang im Vergleich zur Körpergröße. Dies soll Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen effektiver vorhersagen als der BMI.

Neue Ansätze aus Kanada und bildgebende Verfahren

In Kanada kommt ein Scoring-System zum Einsatz, das verschiedene Faktoren wie gewichtsbedingte Gesundheitsprobleme und psychische Belastung einbezieht. Hierfür ist ärztliche Unterstützung gefragt. 

Zudem werden bildgebende Verfahren immer relevanter, allen voran DEXA. Mit schwacher Röntgenstrahlung wird dabei sowohl die Fettverteilung als auch die Muskelmasse sehr exakt bestimmt. Üblicherweise dient DEXA der Knochendichtemessung zur Diagnose von Osteoporose, kann jedoch auch das Körperfett detailliert erfassen. 

Dennoch bleibt der BMI aktuell weiter einer der wichtigsten Faktoren für die Einschätzung des Risikos durch Übergewicht. Die anderen Verfahren werden vielerorts noch nicht standardmäßig eingesetzt und gelten als Zukunftsmusik.

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