Virginia Giuffre beschreibt, was damals wirklich mit Prinz Andrew passierte

"Wenn wir zu Hause sind, wirst du für ihn das tun, was du für Jeffrey tust", so soll Ghislaine Maxwell (63) Virginia Giuffre (†41) einst angewiesen haben, Skandal-Prinz Andrew (65) sexuelle Dienste zu leisten. In ihren am 21. Oktober posthum erschienenen Memoiren "Nobody's Girl: A Memoir of Surviving Abuse and Fighting for Justice" erinnert sich die wohl bekannteste Klägerin des Royals zurück an die schrecklichen Ereignisse, die ihr in den Fängen von Sexualstraftäter Jeffrey Epstein (†66) und Maxwell widerfuhren. Unter anderem an die, in die auch der Bruder von König Charles III. (76) verwickelt sein soll. Die Aufzeichnungen Giuffres beinhalten somit gleich drei lange Passagen, in denen sie schildert, was sie für Prinz Andrew getan haben soll. Drei tragische Treffen, bei denen sie dem in Ungnade gefallenen Prinzen sexuelle Gefallen getan habe, für die sie später von Epstein bezahlt worden sei. 

Die Schilderungen sind aus Giuffres Sicht geschrieben. Prinz Andrew ließ in einem Statement vom 17. Oktober mitteilen: "Wie ich bereits gesagt habe, weise ich die gegen mich erhobenen Vorwürfe entschieden zurück."

Am 18. November erscheint die deutsche Version von Virginia Giuffres Memoiren bei Yes Publishing.
Am 18. November erscheint die deutsche Version von Virginia Giuffres Memoiren bei Yes Publishing. Yes Publishing

"Genau wie Cinderella": Virginia Giuffre lernte Prinz Andrew 2001 kennen

Das erste Treffen habe am 10. März 2001 stattgefunden, so Giuffre. Maxwell habe sie an diesem Morgen geweckt und ihr erklärt, dass sie "genau wie Cinderella" einen gut aussehenden Prinzen kennenlernen würde. Prinz Andrew würde mit ihnen zu Abend essen und es gäbe noch einiges vorzubereiten. "Den Großteil des Tages verbrachten Maxwell und ich mit Shoppen", schreibt Virginia Giuffre. So besorgte die Handlangerin Epsteins ihr nicht nur eine Burberry-Handtasche, sondern gleich drei Outfits. Zwei davon seien "sexy, elegante Kleider" gewesen, das dritte Outfit dürfte weitreichend bekannt sein: Ein rosa Croptop mit V-Ausschnitt und eine glitzernde, bunte Jeans. Das Outfit, das auch auf dem weltberühmten gemeinsamen Foto mit Andrew zu sehen ist, das noch am selben Tag entstanden war. 

Sie erklärt, dass Maxwell zunächst wenig begeistert von diesem Look gewesen sein soll, doch Virginia überzeugte sie mit dem Argument, dass es sich am meisten nach ihr selbst anfühlen würde. Wie jung die spätere Klägerin Andrews in dem Outfit aussah, fiel auch dem Prinzen auf. Auf Maxwells Nachfrage, wie alt Virginia wohl sei, schätzte er sie richtigerweise auf siebzehn Jahre, schildert sie den Abend weiter. "Meine Töchter sind nur ein bisschen jünger als sie", soll er hinzugefügt haben.

Maxwell wies sie an, für Andrew das gleiche zu tun wie für Epstein 

Nach diesen vielsagenden Worten ging es zum Dinner in ein Restaurant, später folgte ein gemeinsamer Club-Besuch. Andrew habe ihr einen Drink besorgt und sie zum Tanzen aufgefordert, wobei er sich wohl als "ziemlich ungeschickter Tänzer" herausgestellt habe. Zudem soll er stark geschwitzt haben, ruft sich Giuffre den Abend in Erinnerung. Der tatsächliche Auftrag, den sie zu erfüllen hatte, folgte jedoch erst im Auto. Auf dem Weg zurück ins Maxwells Haus forderte diese die damals 17-Jährige auf, für Andrew das zu tun, was sie auch für Jeffrey Epstein tat. Worum es sich dabei handelt, ist wohl eindeutig. Sie selbst hatte offenbar bereits aufgegeben: "Ich wusste, dass es besser war, ihre Anweisungen nicht infrage zu stellen. Dieses Gefühl der Leere überkam mich erneut. Es fühlte sich immer mehr wie mein Normalzustand an."

Hier trägt Giuffre die Kleidung, die Maxwell ihr noch am selben Tag für das Treffen mit Prinz Andrew gekauft hatte.
Hier trägt Giuffre die Kleidung, die Maxwell ihr noch am selben Tag für das Treffen mit Prinz Andrew gekauft hatte. IMAGO / Capital Pictures

"Der Prinz konnte es kaum erwarten, ins Bett zu kommen"

Leer und gebrochen tat sie laut eigener Aussage wie geheißen: Sie bereitete ein heißes Bad vor, in das sie und der Royal stiegen, so Giuffre. Ihr sei jedoch schnell klar geworden, dass "der Prinz es kaum erwarten konnte, ins Bett zu kommen". So habe das gemeinsame Bad nicht lang gedauert. Weiter erklärt sie, dass Andrew während des Akts ein besonderes Augenmerk auf ihre Füße gelegt habe: Er soll ihre Zehen gestreichelt und an ihren Fußsohlen geleckt haben, führt sie aus. Dennoch schien er "es eilig zu haben, Geschlechtsverkehr zu haben. Danach bedankte er sich mit seinem prägnanten britischen Akzent. In meiner Erinnerung dauerte das Ganze weniger als eine halbe Stunde", fasst sie die Ereignisse zusammen. Der Bruder des Königs sei zwar freundlich genug gewesen, habe aber dennoch eine Arroganz ausgestrahlt. "Als ob er glaubte, Sex mit mir zu haben, sei sein Geburtsrecht", beschreibt sie ihren Eindruck.

Epstein zahlte ihr 15.000 Dollar für die Nacht mit Andrew

Die junge Frau habe am nächsten Morgen gleich ein Kompliment von Maxwell bekommen. "Der Prinz hatte Spaß", soll sie zu ihr gesagt haben. Welche Summe ihr der Abend einbrachte? "Bald würde Epstein mir 15.000 Dollar dafür geben, dass ich den Mann bedient hatte, den die Boulevardpresse 'Randy Andy' nannte", schreibt Giuffre rückblickend in ihren Memoiren. Eine Summe, die nicht aufwiegen konnte, was sie durchmachen musste: "Aber obwohl ich dachte, dass ich es ertragen musste und mich sogar daran gewöhnt hatte, an Fremde verkauft zu werden, zehrte es an meinen Kräften."

Maxwell erzwang ein Fotoshooting mit dem Prinzen und einer Puppe

Da Andrew offenbar "Spaß hatte", blieb es nicht bei diesem Treffen. Knapp einen Monat später sei es bereits zum nächsten Geschlechtsverkehr mit dem heute 65-Jährigen gekommen. Epstein habe Andrew im April 2001 im Wohnzimmer empfangen – mit dabei: Maxwell, Virginia Giuffre und Johanna Sjoberg, die im Buch als "weiteres Opfer" beschrieben wird. Im Mittelpunkt der Versammlung stand eine Puppe, die Maxwell für Andrew besorgt hatte, ein "Scherzgeschenk". Sie sei mit seinem Namen versehen gewesen und habe ausgesehen wie er. Nachdem das Geschenk überreicht war, wurden die Mädchen zu einem Fotoshooting gedrängt. Sie sollten zusammen mit Andrew und der Puppe posieren. Maxwell habe eine Hand der Puppe auf Virginias Brust positioniert, Andrew selbst habe eine seiner Hände auf Sjobergs Brust gelegt. Für Giuffre hatte die Aktion eine eindeutige Botschaft: "Johanna und ich waren die Marionetten von Maxwell und Epstein, und sie zogen die Fäden." 

Es blieb nicht bei dem Shooting, schreibt sie weiter. Sie sei später ins Schlafzimmer dirigiert worden, wo sie dann erneut mit Andrew geschlafen habe.

Beim dritten Treffen mit dem Prinzen fand eine Orgie statt

Das dritte Mal mit Prinz Andrew habe während einer Orgie in Little Saint Jeff stattgefunden. Sie erinnere sich nicht mehr an das Datum, doch sie sei "etwa achtzehn" gewesen. Neben Andrew hätten auch acht weitere Mädchen sowie Epstein sich an der Orgie beteiligt. "Die anderen Mädchen schienen alle unter achtzehn zu sein und sprachen nicht wirklich Englisch. Epstein lachte darüber, dass sie sich nicht wirklich verständigen konnten, und sagte, sie seien die Mädchen, mit denen man am leichtesten auskommen könne", schreibt Giuffre unter Berufung auf eine eidesstattliche Erklärung, die sie 2015 abgegeben hatte. Sie könne aber auch noch 17 Jahre alt gewesen sein, sagt sie. Wie sie nun darauf kommt? Der Pilot David Rodgers sagte aus, sie sei mit Andrew, Epstein und einer Frau am 4. Juli 2001 nach Palm Beach geflogen. Hätte die Orgie vor diesem Flug stattgefunden, sei sie damals minderjährig gewesen. "Ich werde das Datum wahrscheinlich nie mit Sicherheit erfahren. Was ich weiß, weil Epstein es mir erzählt hat, ist, dass Brunel, der französische Modelagent, der ebenfalls anwesend war, die anderen Mädchen, die daran teilnahmen, vermittelt hat", offenbart sie jedoch weitere, ihr bekannte Details.

Giuffre erhebt auch schwere Vorwürfe gegen Andrew-Ex Fergie

Soweit Giuffres Vorwürfe gegen Andrew, der inzwischen auf seinen Herzogtitel verzichtet hat. Aber auch gegen dessen Ex-Frau Sarah Ferguson (66) erhebt sie schwere Vorwürfe. Das wohl meist zitierte Statement der zweifachen Mutter, sie und Andrew seien "das glücklichste geschiedene Paar der Welt" ist ihres Erachtens nichts als ein "PR-Schachzug". Giuffres Anwaltsteam habe damals im Sommer die Anwälte Andrews kontaktiert, allerdings keine Rückmeldung bekommen. Im August folgte dann Fergies großes Paar-Zitat. Zufall? Nicht für Virginia. Die Aussage habe nur ein Ziel gehabt: "Das Image des Prinzen am Vorabend meiner wahrscheinlichen Klage aufzupolieren."