Pjöngjang nennt seine Atomwaffen „oberste Priorität“ – doch Trump sieht Chancen auf eine Neuauflage eines Gipfels mit Kim Jong-un.
Pjöngjang – Kim Jong-un hat eigenen Angaben zufolge „schöne Erinnerungen“ von seinem Gipfeltreffen mit Donald Trump im Jahr 2019. Zuletzt gab sich Pjöngjang erneut offen dafür, mit den USA im Rahmen des Gipfels der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) Gespräche zu führen, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Samstag (18. Oktober) berichtete. Kim betonte jedoch, das Atomwaffenprogramm seines Landes sei nicht verhandelbar. „Wir werden unsere Atomwaffen niemals aufgeben“, so der nordkoreanische Machthaber.
Interne Quellen verrieten dem US-Medium CNN, dass Vertreter der Trump-Regierung im Geheimen über ein solches Treffen diskutieren. Konkrete Vorbereitungen gebe es in Washington demnach jedoch noch nicht. Der Fokus der US-Regierung liege derzeit auf Gesprächen mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping. Ein hochrangiger Vertreter des südkoreanischen Außenministeriums erklärte jedoch, dass die Möglichkeit eines Treffens zwischen Trump und Kim Jong-un beim APEC-Gipfel „nicht ausgeschlossen werden“ könne, wie die Nachrichtenagentur AFP am Freitag berichtete.
So wahrscheinlich ist ein Gipfel zwischen Kim und Trump
Beobachter halten einen Gipfel jedoch für recht unwahrscheinlich, da Trumps erste Kontaktaufnahme mit Kim Jong-un Anfang des Jahres unbeantwortet blieb. Zwei Quellen berichteten CNN, dass Nordkorea einen Brief nicht angenommen hatte. In seiner ersten Amtszeit hatte sich Trump dreimal mit Kim Jong-un getroffen, um über die „Denuklearisierung“ Nordkoreas zu sprechen. 2018 fand ein Gipfel in Singapur statt, gefolgt von einem Treffen in Hanoi, das allerdings vorzeitig endete. Während die USA auf eine vollständige nukleare Abrüstung pochten, wollte Nordkorea nur teilweise Zugeständnisse machen. Trump erklärte damals: „Manchmal muss man gehen, und das war einer dieser Momente“, als er den Gipfel vorzeitig beendete, wie Politico berichtete.
Ein historischer Moment folgte im Jahr 2019, als der US-Präsident bei einem weiteren Treffen mit Kim Jong-un erstmals nordkoreanischen Boden betrat. Trump fragte Kim in der demilitarisierten Zone zwischen Süd- und Nordkorea, ob er die Grenze überschreiten solle, wie der Republikaner später erzählte. Daraufhin habe Kim geantwortet, dass es ihm eine Ehre wäre. Die Beziehung zwischen den beiden Staatschefs galt zeitweise als eng. Der US-Journalist Bob Woodward berichtete, Kim habe dem US-Präsidenten gar „Liebesbriefe“ geschrieben.
15 neue Atombomben pro Jahr? Nordkorea treibt Aufrüstung voran
Seit 2019 liegen die Gespräche zur atomaren Abrüstung zwischen den USA und Nordkorea auf Eis. Doch die Aufrüstung geht weiter: Angaben der südkoreanischen Regierung zufolge baut Nordkorea jährlich 15 bis 20 neue Atombomben. Pjöngjang scheint nicht nachgeben zu wollen: „Wenn die Vereinigten Staaten die absurde Besessenheit aufgeben, unsere atomare Abrüstung zu erzwingen, die Realität akzeptieren und eine echte friedliche Koexistenz wollen, gibt es für uns keinen Grund, uns nicht mit ihnen an einen Tisch zu setzen“, erklärte Kim laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA vergangene Woche. Die Weiterentwicklung der Atomtechnologie habe für Nordkorea „absolute Priorität“.
Die Beziehung zwischen Trump und Kim war seit 2019 deutlich abgekühlt. Kurz vor der US-Wahl provozierte Pjöngjang mit Raketentests. Im September vermutete Trump eine Verschwörung zwischen Wladimir Putin, Xi Jinping und Kim Jong-un, als sich die drei Staatschefs bei der Militärparade zum 80. Jahrestag der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg in Peking zeigten. Dennoch gibt sich der US-Präsident in öffentlichen und privaten Aussagen offen für ein Treffen mit Kim. 2019 lud der Republikaner per Twitter ein und nur zwei Tage später trafen sich die beiden Staatschefs in der entmilitarisierten Zone. Am Ende könnte alles also doch ganz schnell gehen. (Quellen: CNN, dpa, AFP, KCNA, Politico) (bme)