Nach 300 Jahren: Kult-Senf kriegt neuen Namen

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Ein jahrhundertealter Senf verliert seinen geschützten Namen und verlässt seine Produktionsstätte in Düsseldorf. Mitarbeitern wurde gekündigt.

Düsseldorf – Coca-Cola wurde einst als Medizin verkauft, Twix hieß ursprünglich Raider und aus Brad’s Drink wurde Pepsi-Cola: Produktnamen ändern sich – manchmal aus Marketing-Gründen, manchmal aus der Not heraus. Doch selten ist eine Umbenennung so schmerzhaft wie die des „Düsseldorfer Mostert“, der nach fast drei Jahrhunderten seinen geografischen Bezug zur Rheinmetropole verliert.

Senf in einer Schale und auf einem Löffel
Noch vor dem Firmenjubiläum 2026 wechsel ein beliebter Senf seinen Namen. © Andres Victorero/IMAGO

Die Wurzeln reichen bis ins Jahr 1726 zurück, als Adam Bernhard Bergrath in Düsseldorf Deutschlands erste Senffabrik gründete. Seine Initialen A.B.B. prägten nicht nur den Firmennamen, sondern machten den würzig-scharfen Mostert zu einem unverwechselbaren Symbol der Rheinmetropole. 1965 wurde Löwensenf von ABB übernommen, so der WDR. Im Jahr 2001 ging das Unternehmen an den süddeutschen Konzern Delevey über. Verdorbenen Senf erkennt man an verschiedenen Merkmalen.

Hersteller verlagert Senf-Produktion von Düsseldorf nach Moers – Kult-Produkt verliert seine Identität

Der Konzern kündigte an, das Löwensenf am Düsseldorfer Flughafen bis Ende 2025 zu schließen. Der „Mosert“ wird zukünftig in Moers hergestellt. Mit Wulfert Feinkost habe man einen idealen Partner gefunden, bestätigt Develey-Geschäftsführer Stefan Durach der Rheinischen Post.

Die Konsequenzen sind weitreichend: Mit dem Umzug verliert der Senf seine geschützte geografische Angabe „Düsseldorfer Mostert“, die seit 2012 durch EU-Recht geschützt ist. Das blaue ABB-Logo mit dem Anker, die Jahreszahl 1726, der charakteristische Steinguttopf und der Geschmack bleiben zwar erhalten – doch die Verbindung zur Rheinmetropole ist Geschichte.

Für die Stadt Düsseldorf ist der Verlust besonders bitter. Wirtschaftsdezernent Christian Zaum spricht von einer „herben Enttäuschung“. Die Stadtverwaltung hatte intensiv versucht, die Produktion in Düsseldorf zu halten und vier Grundstücke in die engere Auswahl genommen. Doch offenbar waren die Kosten für eine eigene Produktion in der Landeshauptstadt zu hoch. Übrigens: Viele Senf-Produkte enthalten einen bedenklichen Inhaltsstoff.

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Die Werksschließung trifft die Belegschaft hart. Alle fünfzig Angestellten des Produktionsstandorts am Flughafen stehen laut der Rheinischen Post vor dem beruflichen Aus. Wenigstens gibt es für die Senf-Liebhaber einen Lichtblick am Horizont. Develey hat vorausschauend gehandelt und das Nachbargebäude des alteingesessenen Senfladens erworben. In der Berger Straße 27 soll rechtzeitig zum Firmenjubiläum 2026 ein völlig neues Konzept Gestalt annehmen, berichtet der Düsseldorfer Anzeiger.

Die Pläne sind ehrgeizig: Statt nur zu verkaufen, will man künftig die gesamte Senfkultur zelebrieren. Besucher sollen durch eine funktionsfähige Mühle wandeln, im Museum die Firmengeschichte erleben und bei Degustationen den authentischen Geschmack entdecken. Durach verspricht eine „erlebbare Senf-Welt“. Sogar der Firmensitz wandert in die Düsseldorfer Innenstadt. (Quellen: WDR, Rheinische Post, Düsseldorfer Anzeiger, Löwensenf) (jaka)