Karoline-Goldhofer-Kindertageseinrichtung in Memmingen soll erweitert werden

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Konnten sich einen ersten Eindruck vom fertigen Bauprojekt machen (v.l.): Dr. Robert Bachfischer (Vorsitzender der Alois-Goldhofer-Stiftung), Architekt Peter Geiger von heilergeiger architekten, Oberbürgermeister Jan Rothenbacher, Dr. Ivo Holzinger (stellvertretender Vorsitzender der Alois-Goldhofer-Stiftung) mit einem Model der Erweiterung. © Manfred Schilder

Die Alois-Goldhofer-Stiftung, Eigentümerin der Karoline-Goldhofer-Kindertageseinrichtung, plant in Abstimmung mit der Stadt Memmingen die Erweiterung der Einrichtung in Amendingen. Stiftungsvorstand und Stadt haben nun in einem Pressegespräch die Planungen vorgestellt.

Memmingen – Mit dem Entwurf des Büros „heilergeiger Architekten und Stadtplaner“ als kreativem Fundament soll die Kita nicht nur baulich wachsen, sondern pädagogisch und ökologisch neue Maßstäbe setzen. Ziel ist es, den wachsenden Platzbedarf für Kinderbetreuung, insbesondere im Krippenbereich (bis zu drei Jahren), zu decken und zugleich ein Gebäude zu schaffen, das den Leitgedanken von Nachhaltigkeit, Bestandswertschätzung und offener, kreativer Raumgestaltung verkörpert.

Nach der Begrüßung durch Dr. Ivo Holzinger, stellvertretender Vorsitzender der AloisGoldhofer-Stiftung, umriss Dr. Robert Bachfischer, Vorsitzender der Alois-Goldhofer-Stiftung, die Historie der Entstehung der Karoline-Goldhofer-Kindertageseinrichtung und die nun anstehenden Überlegungen.

Karoline Goldhofer-Prützel hatte mit ihrem Vermächtnis verfügt, dass ihr Wohnhaus zu einer Kindertageseinrichtung unter der Trägerschaft der Stadt Memmingen umgebaut wird. Die Kita konnte im Mai 2019 in Betrieb genommen werden.

Die ansprechende, innovative Architektur des Büros heilergeiger ist inzwischen mehrfach ausgezeichnet worden und „ist wohl das meistprämierte Gebäude in Schwaben“, so Bachfischer.

Die Stiftung habe als Vorgabe die Ausrichtung der Kita an der Erziehungsphilosophie der Reggio-Pädagogik festgelegt, bei der die Rechte der Kinder und ein stärkenorientiertes Bild vom Kind eine zentrale Stellung einnehmen.

Mit dem Begriff „Reggio-Pädagogik“ wird die Konzeption und Praxis der kommunalen Kindertageseinrichtungen in Reggio Emilia bezeichnet, die vom italienischen Pädagogen Loris Malaguzzi begründet wurde. Bachfischer betonte, dass die Kita der Stadt Memmingen mietfrei zur Verfügung gestellt werde; die Stadt trage lediglich die laufenden Kosten der Einrichtung für Personal und Betrieb.

Karoline-Goldhofer-Kindertageseinrichtung in Memmingen soll erweitert werden: Dank für die große Unterstützung

Oberbürgermeister Jan Rothenbacher dankte in seinem Grußwort der Alois-Goldhofer-Stiftung für die große Unterstützung. „Es ist ungewöhnlich, dass die Stadt eine Kita geschenkt bekommt“, so Rothenbacher. Er betonte, dass die Elternbeiträge in allen städtischen Einrichtungen gleich sind, auch wenn in Amendingen eine spezielle Pädagogik angeboten werde.

„Pädagogik darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein“, unterstrich Bernhard Hölzle, der Leiter des städtischen Amtes für Kindertageseinrichtungen.

Architekt Peter Geiger erläuterte anschließend die Überlegungen. Im Fokus der Planung stehe nicht einfach, neu zu bauen, sondern mit vorhandenen Strukturen zu arbeiten, Ressourcen zu schonen und Identität zu wahren.

Der Entwurf von heilergeiger schlage deshalb eine klare Architekturphilosophie vor: Bestandsarchitektur als tragenden Teil in das Gesamtkonzept zu integrieren und zugleich durch eine neue Umhüllung flexibel ergänzen zu lassen. Ein Ziel ist, dass auch die Erweiterung den Werten der Reggio-Pädagogik Raum gibt – also Forschen, Experimentieren, kreatives Lernen in offenen, durchlässigen Raumstrukturen.

Die bestehende Fassade werde deshalb nach Norden geöffnet. Nördlich des bestehenden Bauwerks entstünden dann fünf neue Baukörper sowie eine neue „grüne Mitte“, die von einem gläsernen Turm, der auch energetische Funktionen habe, dominiert werde. Insgesamt werde zusätzlich rund 1.000 m² Nutzfläche geschaffen und damit die bestehende Fläche der Kita mehr als verdoppelt.

In drei der neuen Baukörper werden drei Krippengruppen mit jeweils zwölf Kindern untergebracht, die beiden weiteren Baukörper bilden einen sogenannten Bildungsbereich, in dem neben einer Küche auch Weiterbildungen oder Elternabende stattfinden können. Im gläsernen Turm in der neu entstehenden „grünen Mitte“ sollen Pflanzen wachsen. Dazu werden zunächst Ideen von Nutzern, Fachplanern und Eltern eingeholt.

Um Bestandsstruktur und Erweiterungsbau formal zu verbinden, schlägt heilergeiger die Fortsetzung der transluzenten Hülle aus Polycarbonat-Stegplatten vor, die schon heute als zweite Haut über den Bestand gestülpt ist.

Die gesamte Bausubstanz bleibe damit sichtbar, werde aber durch diese „Hülle“ funktional und energetisch ergänzt. Diese Hülle diene nicht nur dem Schutz, sondern sei aktiver Teil des Energiekonzepts: Sie wirke als passiver Kollektor, fange Sonnenenergie ein und unterstütze damit Heizung und Lüftungssystem, so Geiger.

Damit ist auch in Zukunft keine Klimaanlage nötig, die Heizung erfolgt mittels Wärmepumpe, die von einer PV-Anlage mit Strom versorgt werde. Besonderen Wert legt Geiger auf sogenannte zirkuläre Baustoffe, das heißt Baustoffe aus wiederverwendeten, recycelten oder aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellten Materialien, die im Sinne des Kreislaufwirtschaftsprinzips eingesetzt werden, um Ressourcen zu schonen und Abfall zu vermeiden. Hier setze man unter anderem auf Lehm als Baustoff.

Robert Bachfischer erläuterte auf Nachfrage, dass die Goldhofer-Stiftung rund acht Millionen Euro in die Erweiterung investiere. Die Stadt Memmingen gewähre einen einmaligen Zuschuss von rund einer Million Euro und nutze die Einrichtung dann mindestens 25 Jahre.

Oberbürgermeister Rothenbacher informierte, dass in der jüngsten Sitzung des Stadtratsplenums die Änderung des Bebauungsplanes als Voraussetzung für die Erweiterung auf den Weg gebracht wurde. Die nächsten Schritte werden jetzt Feinplanung und detaillierte Kostenberechnung sein.

Parallel finde die Abstimmung mit Behörden sowie die Öffentlichkeitsbeteiligung mit Präsentation des Entwurfs vor Eltern, Mitarbeitenden und Anwohnern statt, wobei die Nachbarn bereits unmittelbar nach dem Pressegespräch zu einer ersten Präsentation eingeladen waren.

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