Nach dem Leichenfund in Güstrow türmen sich die Fragen. Wie starb der vermisste Fabian? Kriminalbiologe Mark Benecke erklärt, wonach die Polizei jetzt suchen könnte.
Güstrow – Weiterhin gibt es viele offene Fragen im Fall Fabian aus Güstrow. Der Achtjährige war tagelang vermisst und schließlich tot in einem Waldstück gefunden worden. Zumindest geht die Polizei davon aus, dass es sich bei der Leiche um Fabian handelt, eine DNA-Analyse soll endgültige Gewissheit bringen.
Aktuell gehen die Ermittler von einem Gewaltverbrechen aus, auch hierzu erhofft man sich von der Obduktion neue Erkenntnisse. Eine Todesursache ist bislang nicht öffentlich bekannt. Wonach die Ermittler jetzt suchen könnten, erklärt der bekannte Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke auf Nachfrage von IPPEN.MEDIA.
Viele Fragen nach Wende im Fall Fabian: Forensiker Benecke erklärt jetzt mögliche Polizei-Schritte
Die Polizei sollte „alle biologischen Spuren von der Leiche und aus der Umgebung einsammeln, einschließlich der Insekten auf der Leiche“, rät Forensiker Benecke. Insekten am Fundort einer Leiche können Aufschluss über eine ganze Bandbreite an Fragen geben, darunter beispielsweise die Liegezeit, ob die Leiche bewegt wurde. Auch die Todesursache kann mithilfe der sogenannten forensischen Entomologie oft geklärt werden, wenn Insekten etwa in Wunden oder Körperöffnungen zu finden sein sollten oder Gifte aufgenommen haben.
Darüber hinaus nennt Benecke drei weitere Schritte: Handy-Massen-Daten auswerten, Zeuginnen und Zeugen befragen und die rechtsmedizinische Untersuchung der Leiche. All das wird in Güstrow bereits getan, Befragungen begannen schon, als Fabian noch vermisst worden war.
Fabian aus Güstrow tot in Wald entdeckt – welche Spuren für eine Straftat sprechen könnten
Was ist bereits bekannt? Hinweise auf eine Straftat hatten sich offenbar bereits bei der Auffindesituation im Wald gezeigt, seit dem Fund rechnet die Polizei mit Straftat im Fall Fabian. Benecke nennt diverse Spuren, die diesen Rückschluss grundsätzlich zulassen können: „Verletzungen an der Leiche, Blut, Sperma, Haare, unerklärliche Fundorte, Tatwaffen.“
Der Fundort liegt in der Nähe des Wohnorts von Fabians Vater in Zehna und war durchaus überraschend. Zuvor hatten Spürhunde nach der Vermisstenmeldung am Freitagabend (10. Oktober) zunächst Fabians Spur bis zum Güstrower Busbahnhof verfolgt. An einer Bushaltestelle bei Zehna setzte ein Hund erneut an und fand eine Fährte, die sich jedoch im nahegelegenen Wald wieder verlor. Am Montagabend schlugen mehrere Leichenspürhunde am Güstrower Inselsee an, wo am folgenden Dienstag eine große Suchaktion mit Tauchern stattfand. Während die Suche am Inselsee im Gange war, meldete eine Spaziergängerin dann den Fund einer Kinderleich bei Klein Upahl.
Spur bei Suche nach Fabian führte ins Nichts: Irrtum oder ganz anderes Mord-Szenario nicht ausgeschlossen
Wieso führte die Fährte ins Nichts? Einerseits ist es möglich, dass sich Fabian am Inselsee aufgehalten hatte oder womöglich sogar dort getötet und anschließend weggebracht wurde – zumindest ein Szenario, das Kriminalist Axel Petermann nicht ausschließt. Andererseits können Hunde, so wertvoll ihre Spurensuche ist, durchaus auch falsch anschlagen.
Benecke erklärt: „Es ist nicht einfach, die Hunde zu lesen. Besonders, wenn es um ungewohnte Suchen nach nicht so trainierten Leichen-Zuständen geht.“ Hunde achten stark auf ihre Führerinnen oder Führer, führt der Experte aus, das hätten Versuche der Bodyfarm in Tennessee gezeigt. „Die Tiere wollen ja keine Leichen finden, sondern den Führerinnen und Führern gefallen, beziehungsweise mit ihnen spielen.“ (Verwendete Quellen: eigene Recherche, Gespräch mit Dr. Mark Benecke) (moe)